Ein sehr aktuelles Thema ist der Amoklauf von Newtown. Durch ihn sind in Amerika wieder Debatten über Waffen- und Gewaltspielverbote ausgebrochen. Doch nicht die Waffen oder die Gewaltspiele sind das Problem in der Gesellschaft, das Problem liegt in der Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsform selbst.
Ich möchte zunächst darauf hinweisen, dass dieser Beitrag kein Widerspruch zu einem Waffen- oder Gewaltspielverbot sein soll, er soll nur etwas den Fokus von den Symptomen auf wahrscheinlichere Ursachen verschieben.
Da ich im folgenden auf sogenannte Korrelationen eingehen werde, werde ich kurz erläutern was es mit diesen auf sich hat. Korrelationen sind statische "Maße" die angeben, inwieweit eine Beziehung zwischen 2 verschiedenen Merkmalen existiert. Es geht darum, wie wahrscheinlich es ist, dass wenn Merkmal A vorhanden ist, dass dann auch Merkmal B vorhanden ist.
Bsp. Eine Korrelation von 0,65 zwischen Äpfeln und Bäumen meint, dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass wenn ein Apfel vorhanden ist auch gleichzeitig ein Baum vorhanden ist.
Korrelationen meinen Zusammenhänge im Allgmeinen, keine Ursache-Wirkung. Im Allgmeinen sind 4 Erkläransätze möglich: A bedingt B, B bedingt A, A und B bedingen sich gegenseitig oder A und B werden von C bedingt.
Auf mein Bsp. bezogen hieße dies: Der Apfel ist die Ursache vom Baum, der Baum ist die Ursache vom Apfel, Apfel und Baum bedingen sich gegenseitig oder eine Drittvariable, z.B. der Frühling ist Ursache von Apfel und Baum.
Nun aber zum eigentlichen Thema.
Im Allgmeinen gibt es eine Korrelation, einen Zusammenhang zwischen der ungleichen Verteilung des Einkommens und sozialen Problemen in einer Gesellschaft. Diese sozialen Probleme sind unter anderem Gewalt, mangelnde Gesundheit, geringere Lebenserwartung, etc.. Die konkreten Einkommenshöhen spielen hierbei keine wesentliche Rolle, es geht rein um die Ungleichverteilung des Einkommens, also es ist egal ob nun ein Armer 50 € hat und ein Reicher 200 € oder ob ein Armer 5000 € und ein Reicher 20.000 € hat.
Nun was heißt das, ganz konkret: Je größer die ungleiche Verteilung des Einkommens in der Gesellschaft, also je höher die Einkommenschere auseinander klafft, desto mehr soziale Probleme tauchen in der Gesellschaft auf.
In der USA ist das Einkommen sehr stark ungleich verteilt. Hieraus lässt sich also folgern, dass soziale Probleme auftreten, also auch ein höheres Gewaltpotential. Wenn also das Gewaltpotential im Allgemeinen höher liegt, so lässt sich vermuten, dass auch Probleme eher mit Gewalt gelöst werden. Demnach ist die ungleiche Einkommensverteilung in der Gesellschaft also ein möglicher Grund für die steigende Anzahl an Amokläufen.
Quintessenz:
Amokläufe sind möglicherweise eine Folge von einer ungleichen Einkommensverteilung. Es erscheint daher sinnvoll an dieser zu arbeiten, statt sich nur mit Symptombekämpfung zu beschäftigen.
Anmerken möchte ich noch, dass die ungleiche Einkommensverteilung sicher nicht der einzige gesellschaftliche Grund für Amokläufe ist. Ich selbst vermute mehr in der Ökonomisierung der Gesellschaft die wesentlichen Ursachen, vor allem im Leistungsprinzip. Wenn nur Menschen etwas wert sind, die viel leisten, die schön, stark, sportlich und intelligent sind, dann geht ein wesentlicher Teil der Menschenwürde verloren. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen ausrasten, bei denen es nicht so gut läuft. Sozialpsychologisch könnte ich noch viele weitere Aspekte aufzählen, die Amokläufe eher bedingen als Gewaltspiele und das Vorhandensein von Waffen. Ich beschränke mich allerdings hier auf die ungleiche Einkommensverteilung, da die Bekämpfung dieser am stärksten Aufgabe der Politik ist.
Montag, 17. Dezember 2012
Dienstag, 11. Dezember 2012
Hello world! Oder: Warum wir die Griechen nicht mehr mögen.
Hello world!
PsychoMaeks - Die Welt aus der Sicht eines Psychologiestudenten.
In meinem ersten Post möchte ich erklären, was dieser Blog soll und mich ein wenig vorstellen. Genaugenommen in umgekehrter Reihenfolge.
Mein Name ist Max, ich bin 20 Jahre alt und habe Anfang Oktober mein Psychologiestudium aufgenommen.
Ich selbst interessiere mich für das was geschieht in der Welt, in der Poltik, der Gesellschaft, man könnte auch sagen, ich bin verdammt neugierig. So neugierg, dass ich eine Wissenschaft studiere, die noch im Sandkastenalter ist. Eine Wissenschaft, die so offensichtlich wirkt, dass sich ein jeder kompetent fühlt mitreden zu können. So einfach ist die Psychologie dann aber doch nicht.
In diesem Blog setze ich mir selbst das Ziel Themen die mich interessieren etwas psychologisch zu beleuchten und aufzubereiten, jedenfalls so weit wie es meine noch mangelnden, aber stetig steigenden psychologischen Kenntnisse zulassen.
Zur näheren Belechtung meiner Intention werde ich nun ein Beispiel geben, sozusagen den ersten wirklichen Post. Nun denn:
Warum wir die Griechen nicht mehr mögen.
Die Griechen, ein Volk, dessen Ruf aktuell nicht gerade - nennen wir es wünschenswert - ist. In unserer Zeit der Krise stehen sie stellvertretend für die Schmarotzer des Südens.
"Die wollen nur unser Geld!"
"Sie tuen nichts, um aus der Krise zu kommen!"
Dies sind in der Tat weniger schlimme Äußerungen, die man im deutschsprachigen Raum aktuell zu hören vermag. Der Deutsche hat Angst um sein Geld, dass merkt man unter anderem an der stetig steigenden Zustimmung zur CDU (diesen Sonntag ganze 40 %!). Seltsam eigentlich, wo doch die CDU, Frau Merkel seit 2005 an der Macht ist und demnach eigentlich im Verruf sein müsste, da sich die Krise erst in dieser Zeit entwickelt und weitaus verschlimmert hat. Ich kann nur vermuten, dass die Deutschen sich nach Konservatismus sehnen, nach Erhalt ihres Reichtums und dies am ehesten mit der CDU assoziieren. (Wie realitätsnah diese Ansicht der Deutschen ist sei dahingestellt.)
Doch ich schweife ab!
Der Grieche steht im Verruf in Deutschland. Er soll schuldig sein, er soll nur Geld wollen, er soll die Krise immer schlimmer machen, ja man sollte ihn aus der EU schmeißen, diesen protestiernden, faulen Südstaatler. Erst nicht richtig wirtschaften und nun protestieren, wenn er gerechterweise sparen muss!
Hier erkennt man einen grundlegenden Zug westlicher Menschen: Man sucht den Fehler im Menschen. Diese Tendenz nennt man in der Psychologie:
Fundamentaler Attributionsfehler: Die Tendenz die personenbezogenden Faktoren überzubewerten, bei gleichzeitiger Unterbewertung (teilweise Ignoranz) der Situationsfaktoren.
Auf gut deutsch heißt das: Man sieht nur, was ein Mensch falsch macht, aber nicht in welcher Situation ein Mensch sich befindet. Sozialpsychologisch betrachtet ist die Situation die wichtigste Ursache für bestimmte Verhaltensweisen. Der Charakter, die Mentalität spielt eine untergeordnete Rolle. Man könnte sagen, der Charakter besitmmt wenn überhaupt den individuellen Verhaltensstil in einer bestimmten Situation.
Würde man selbst in einer ähnlichen Situation stecken, also man stelle sich vor: Deutschland hat sich überschuldet und muss nun extrem sparen, um überhaupt noch Geld zu bekommen. Man würde sehr schnell sagen, die Situation sei schuld, die Anderen, man selbst mache doch keine Fehler, man könne nichts dafür, dass es so schlecht läuft (das ist übrigens die gegensätzliche Spielform des fundamentalen Attributionsfehlers). Man würde sich auch als Deutscher beschweren, die Fehler bei anderen suchen, sich weigern wollen die Sparauflagen von Ländern zu akzeptieren, denen es besser geht. Was wissen sie denn auch schon über unsere Situation? Ein Unterschied wäre vielleicht tatsächlich, dass der Deutsche (ähnlich dem Iren) kaum oder gar nicht demonstrieren würde. Dies ist wiederum aber nur der "deutsche Stil" des Verhaltens. Deutsche meckern zwar gern, aber wirklich zur Wehr setzen tun sie sich nicht. Man ist zwar unzufrieden, "akzeptiert" aber was passiert, da man eh annimmt nichts erreichen zu können und Protest zudem relativ verrufen ist in Deutschland.
Was möchte ich nun damit genaugenommen sagen, was ist die Quintessenz dieses Beitrags?
Der fundamentale Attributionsfehler steckt tief in uns. Er ist ein westliches Phänomen (im asiatisch geprägten Kulturen ist er nicht/kaum zu finden). Dass wir die Griechen so sehr verachten, liegt unter anderem an diesem Fehler. Gleichzeitig wirkt er auch bei den Griechen, weshalb sie den Fehler bei Deutschland suchen. Wir stecken also prinzipiell in der selben Lage, Deutsche als auch Griechen. Das Durchschauen des fundamentalen Attributionsfehlers, das Verstehen der Situation des Anderen kann uns Helfen zur Solidarität zu finden. Schuldzuweisungen werden die Situation nicht verbessern, sie werden sie weiter verschlechtern, da die gegenseitigen Verantwortungszuweisungen auch noch bestätigen, was wir denken. (Im Allgemeinen besteht eine Tendenz des Menschen nur jene Dinge zu sehen, welche seine Sichtweise bestätigen.)
Ein Verbesserung der Situation wird also allein schon dadurch stattfinden, dass wir alle die Situation des Anderen, die Deutschen die Situation der Griechen zu verstehen lernen.
Solidarität und Empathie - das ist der erste Schritt zu Besserung.
Eine kleine Anmerkung noch zum Schluss:
Abzuwarten, bis der Andere (der Grieche) anfängt uns zu verstehen ist schwachsinnig. Kleinkindliches trotziges Verhalten bringt gar nichts.
"Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen."
Mattäus
PsychoMaeks - Die Welt aus der Sicht eines Psychologiestudenten.
In meinem ersten Post möchte ich erklären, was dieser Blog soll und mich ein wenig vorstellen. Genaugenommen in umgekehrter Reihenfolge.
Mein Name ist Max, ich bin 20 Jahre alt und habe Anfang Oktober mein Psychologiestudium aufgenommen.
Ich selbst interessiere mich für das was geschieht in der Welt, in der Poltik, der Gesellschaft, man könnte auch sagen, ich bin verdammt neugierig. So neugierg, dass ich eine Wissenschaft studiere, die noch im Sandkastenalter ist. Eine Wissenschaft, die so offensichtlich wirkt, dass sich ein jeder kompetent fühlt mitreden zu können. So einfach ist die Psychologie dann aber doch nicht.
In diesem Blog setze ich mir selbst das Ziel Themen die mich interessieren etwas psychologisch zu beleuchten und aufzubereiten, jedenfalls so weit wie es meine noch mangelnden, aber stetig steigenden psychologischen Kenntnisse zulassen.
Zur näheren Belechtung meiner Intention werde ich nun ein Beispiel geben, sozusagen den ersten wirklichen Post. Nun denn:
Warum wir die Griechen nicht mehr mögen.
Die Griechen, ein Volk, dessen Ruf aktuell nicht gerade - nennen wir es wünschenswert - ist. In unserer Zeit der Krise stehen sie stellvertretend für die Schmarotzer des Südens.
"Die wollen nur unser Geld!"
"Sie tuen nichts, um aus der Krise zu kommen!"
Dies sind in der Tat weniger schlimme Äußerungen, die man im deutschsprachigen Raum aktuell zu hören vermag. Der Deutsche hat Angst um sein Geld, dass merkt man unter anderem an der stetig steigenden Zustimmung zur CDU (diesen Sonntag ganze 40 %!). Seltsam eigentlich, wo doch die CDU, Frau Merkel seit 2005 an der Macht ist und demnach eigentlich im Verruf sein müsste, da sich die Krise erst in dieser Zeit entwickelt und weitaus verschlimmert hat. Ich kann nur vermuten, dass die Deutschen sich nach Konservatismus sehnen, nach Erhalt ihres Reichtums und dies am ehesten mit der CDU assoziieren. (Wie realitätsnah diese Ansicht der Deutschen ist sei dahingestellt.)
Doch ich schweife ab!
Der Grieche steht im Verruf in Deutschland. Er soll schuldig sein, er soll nur Geld wollen, er soll die Krise immer schlimmer machen, ja man sollte ihn aus der EU schmeißen, diesen protestiernden, faulen Südstaatler. Erst nicht richtig wirtschaften und nun protestieren, wenn er gerechterweise sparen muss!
Hier erkennt man einen grundlegenden Zug westlicher Menschen: Man sucht den Fehler im Menschen. Diese Tendenz nennt man in der Psychologie:
Fundamentaler Attributionsfehler: Die Tendenz die personenbezogenden Faktoren überzubewerten, bei gleichzeitiger Unterbewertung (teilweise Ignoranz) der Situationsfaktoren.
Auf gut deutsch heißt das: Man sieht nur, was ein Mensch falsch macht, aber nicht in welcher Situation ein Mensch sich befindet. Sozialpsychologisch betrachtet ist die Situation die wichtigste Ursache für bestimmte Verhaltensweisen. Der Charakter, die Mentalität spielt eine untergeordnete Rolle. Man könnte sagen, der Charakter besitmmt wenn überhaupt den individuellen Verhaltensstil in einer bestimmten Situation.
Würde man selbst in einer ähnlichen Situation stecken, also man stelle sich vor: Deutschland hat sich überschuldet und muss nun extrem sparen, um überhaupt noch Geld zu bekommen. Man würde sehr schnell sagen, die Situation sei schuld, die Anderen, man selbst mache doch keine Fehler, man könne nichts dafür, dass es so schlecht läuft (das ist übrigens die gegensätzliche Spielform des fundamentalen Attributionsfehlers). Man würde sich auch als Deutscher beschweren, die Fehler bei anderen suchen, sich weigern wollen die Sparauflagen von Ländern zu akzeptieren, denen es besser geht. Was wissen sie denn auch schon über unsere Situation? Ein Unterschied wäre vielleicht tatsächlich, dass der Deutsche (ähnlich dem Iren) kaum oder gar nicht demonstrieren würde. Dies ist wiederum aber nur der "deutsche Stil" des Verhaltens. Deutsche meckern zwar gern, aber wirklich zur Wehr setzen tun sie sich nicht. Man ist zwar unzufrieden, "akzeptiert" aber was passiert, da man eh annimmt nichts erreichen zu können und Protest zudem relativ verrufen ist in Deutschland.
Was möchte ich nun damit genaugenommen sagen, was ist die Quintessenz dieses Beitrags?
Der fundamentale Attributionsfehler steckt tief in uns. Er ist ein westliches Phänomen (im asiatisch geprägten Kulturen ist er nicht/kaum zu finden). Dass wir die Griechen so sehr verachten, liegt unter anderem an diesem Fehler. Gleichzeitig wirkt er auch bei den Griechen, weshalb sie den Fehler bei Deutschland suchen. Wir stecken also prinzipiell in der selben Lage, Deutsche als auch Griechen. Das Durchschauen des fundamentalen Attributionsfehlers, das Verstehen der Situation des Anderen kann uns Helfen zur Solidarität zu finden. Schuldzuweisungen werden die Situation nicht verbessern, sie werden sie weiter verschlechtern, da die gegenseitigen Verantwortungszuweisungen auch noch bestätigen, was wir denken. (Im Allgemeinen besteht eine Tendenz des Menschen nur jene Dinge zu sehen, welche seine Sichtweise bestätigen.)
Ein Verbesserung der Situation wird also allein schon dadurch stattfinden, dass wir alle die Situation des Anderen, die Deutschen die Situation der Griechen zu verstehen lernen.
Solidarität und Empathie - das ist der erste Schritt zu Besserung.
Eine kleine Anmerkung noch zum Schluss:
Abzuwarten, bis der Andere (der Grieche) anfängt uns zu verstehen ist schwachsinnig. Kleinkindliches trotziges Verhalten bringt gar nichts.
"Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen."
Mattäus
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