Donnerstag, 27. Juni 2013

Warum der Therapeut nicht die Lösung ist

Lange ist es her, seitdem ich das letzte Mal hier gepostet habe. Das 2. Semester neigt sich zuende und ich merke immer mehr: Der Psychotherapeut ist nicht das Ziel.

Er ist deshalb nicht das Ziel, weil er auf der falschen Seite des Problems steht.

"Es ist kein Maß für Gesundheit in einer zutiefst kranken Gesellschaft gut angepasst zu sein."

Dieses Zitat von Jiddu Krishnamurti beschreibt kurz und knapp weshalb der Therapeut auf der falschen Seite des Problems steht. Therapie hilft meistens dem Menschen sich an die Gesellschaft anzupassen. Aber ist es wirklich erstrebenswert sich an eine Gesellschaft anzupassen, die krank macht?

Der Therapeut kümmert sich um die, die bereits verletzt sind, die Hilfe brauchen, das ist gut, aber es darf nicht die Lösung sein. Es betreibt nicht mehr als Symptombehandlung. Leider Gottes hält der Therapeut durch seine Möglichkeit der "Heilung" eine kranke Gesellschaft aufrecht.

Eine Frage ist nun natürlich: Ist unsere Gesellschaft wirklich so schlimm? Meine Antwort darauf ist: Sie ist sicher nicht die schlimmstmöglichste, aber dennoch keine gute Gesellschaft. Wir haben Wohlstand, wir müssen nicht hungern, doch wir werden nicht mehr glücklich. Wir idealisieren die Liebe. Wir suchen unser ganzes Leben nach dem Sinn, währenddessen wir dem Lauf der Gesellschaft folgen.

Ich möchte kein Teil der Aufrechterhaltung dieser Gesellschaft sein. Ich möchte dem Menschen wahrlich helfen. Doch wie soll das gelingen?

Fakt ist: Der Mensch ist mehr durch die Gesellschaft determiniert, als er denkt. Klarer wird dieser Sachverhalt vielleicht, wenn wir über Kultur und nicht über Gesellschaft sprechen. Kultur - das ist das was wir tun. Sie zeig sich in perfomativen Handlungen. Jeder Einzelne von uns lebt in verschiedenen kulturellen Welten, jeder Einzelne von uns hält jeden Tag eine bestimmte kulturelle Welt aufrecht. Wir handeln nach den Regeln dieser kulturellen Welten. Sei es die Apple Kultur, sei es der Kapitalismus oder einfach nur unsere Herkunftsmentalität.

Fakt ist auch: Es liegt an uns diese kulturellen Welten zu verändern. Kultur ist nichts, was feststeht. Sie hat wenig mit barocken Kirchen zu tun, noch weniger mit Musik. Kultur ist nicht mehr, als das was wir jeden Tag tun. Und wir können jeden Tag etwas ändern.

Insbesondere in Städten scheint es normal zu sein fremde Leute nicht anzulächeln. Das Nichtlächeln ist Teil dieser kulturellen Welt. Doch, gefällt es uns wirklich, dass wir alle mit ernster Miene durch unser Leben gehen? Schon allein ein Lächeln, ein freundliches Grüßen am Morgen kann eine kulturelle Welt ändern.

Es liegt an jedem Einzelnen von uns sich entgegen der kulturellen Welt zu verhalten. Veränderungen beginnen bei einer Person. Eine Person überzeugt nur 5 Menschen, die vielleicht weitere 5 Menschen überzeugen. Und nach einiger Zeit ist die neue Handlung, das Lächeln, normal in der kulturellen Welt des Stadtlebens.


Nicht die Therapeuten können uns helfen, es liegt an jedem Einzelnem von uns.

Ich selbst möchte auf der anderen Seite des Problems stehen. Ich möchte psychiche Störungen verhindern. Burnout, Depressionen, Bindungsstörungen, etc.. All diese Störungen ließen sich gut reduzieren, wenn wir die Gesellschaft, unsere Kultur verändern.

Ich kann mich fürs Erste nur wie jeder Andere anders verhalten, anders als sich die Masse verhält. Doch mein Studium bietet mir die Chance weitere Möglichkeiten zur Veränderungen zu erlernen. Das ist mein Ziel: Eine bessere Gesellschaft, eine bessere Kultur.