Dienstag, 21. Januar 2014

Philosophische Grundlagen: Über Mors et Pestis und die Veränderbarkeit der Welt

Ich persönlich vertrete die Ansicht, dass man sich gerade als Psychologiestudent fragen muss: Woher kommt meine Motivation? An was glaube ich? Wer bin ich und zu was führt das? Es geht hierbei sozusagen um die persönliche Philosophie, eigene Grundsätze, etc. Meine Motivation kommt vor allem aus der Annahme, dem Glauben, von einer Veränderbarkeit der Welt, der Menschen.

Mors et Pestis gehört hier zu den zentralen Konstrukten meiner Gedankenwelt. Es ist mein Ausdruck für das Schlechte, es ist die Annahme einer grundsätzlichen Schlechtheit der Welt -unbehebbar.

Mors et Pestis lässt sich hierbei mit Rene Descartes "Cogito ergo sum" verbinden. Er geht von einer Unzulänglichkeit der eigenen Sinne aus. Wenn ich mich nicht auf die eigenen Sinne verlassen kann, so muss ich zweifeln. Zweifel ist eine Form von Denken - Ich denke also bin ich.

Zweifel ist grundsätzlich negativ. Dies meint nicht, dass es schlecht ist, wenn man an manchen Dingen zweifelt (Ganz im Gegenteil, dies ist der Grundsatz des kritischen Denkens). Die Negativität kommt aus dem Bedarf zum Zweifeln: Müsste man nicht zweifeln, könnte man sich also auf alles verlassen - dann wären wir wohl nah an der Utopie der pefekten Welt.

Wenn ich die Welt durch meine Sinne wahrnehme, so muss ich an allem zweifeln, da die Sinne trügen. Ist alles anzweifelbar, so gibt das allem einen negativen Beigeschmack. Hier setzt Mors et Pestis an: Die grundsätzliche Anzweifelbarkeit, die grundsätzliche Schlechtheit von allem.

Dieser Grundsatz hilft natürlich nicht weiter. Hieraus ergibt sich nur Verzweiflung oder Suizid. Damit dieser Grundsatz brauchbar wird, müssen weitere Annahmen gemacht werden.

Nun, das Gedankenkonstrukt macht keinerlei Annahmen über das Ausmaß an Schlechtheit, es stellt schlicht und ergreifend fest, dass die Welt schlecht ist. Das Ausmaß an Schlechtheit allerdings kann variieren. Die Demokratie beispielsweise ist die schlechteste Regierungsform, mit Ausnahme aller anderen. Sie ist nicht perfekt, aber wesentlich weniger schlecht als eine Diktatur.

Eine perfekte Welt ist Unfug, ist Utopie. Solange es Menschen gibt(und auch darüber hinaus), wird es auch schlechte Bestandteile geben, ob eingebildet oder objektiv ist hierbei nicht von Belang. Eine bessere Welt als die heutige hingegen ist machbar.

Statistisch gesehen gibt es ohnehin kein gut oder schlecht, es gibt nur ein bestimmte Ausmaß auf einer Skala zwischen Gut und Schlecht. Ich betrachte es als Lebensaufgabe den Punkt auf dieser Skala in Richtung gut weiter zu verschieben.

Um noch einen Bezug zur Psychologie herzustellen: Die Berufsethik eines Psychologen verlangt nicht nur eine einseitige Anpassung von Individuen an die Gesellschaft, sie verlangt eine Humanisierung der Gesellschaft. Es ist eine ethische Pflicht von Psychologen Missstände, die man feststellt anzugehen, Faktoren, die das psychische Wohl des Menschen bedrohen, zu minimieren. Ein Psychologe kümmert sich nicht nur um die Kranken, er verhindert auch, dass man überhaupt krank wird.





Donnerstag, 16. Januar 2014

Erste Schritte in der Wissenschaft

Das empirisch-experimentelle Seminar war nun im dritten Semster die zweite Lehrveranstaltung, in der "geforscht" wurde. Es ging darum in einer Gruppe eine selbstgewählte Fragestellung empirisch zu überprüfen. Meine Gruppe bestand aus 5 Männern, mit denen ich wenig bis keinen Kontakt hatte bis zu diesem Zeitpunkt.

Unsere Fragestellung drehte sich um den zeitlichen Verfall des Flow-Zustandes. Flow meint einen Zustand, der durch eine Versunkenheit in der Tätigkeit gekennzeichnet ist, in welchem "alles wie von selbst geht". Er tritt dann auf, wenn eine Passung zwischen den Anforderungen der Tätigkeit und den eigenen Fähigkeiten vorliegt. Der Flow-Zustand ist sehr mit der Tätigkeit verbunden, d.h. er kann nur auftreten, wenn man etwas tut. Misst man Flow, so unterbricht man den Flow-Zustand - weshalb der Flow-Wert geringer ausfallen sollte.

Auf diesen beiden Tatsachen baute unsere Haupthypothese auf: Eine Zeit lang nach der Tätigkeit sollte der Flowwert siginifikant gefallen sein, allerdings immernoch höher sein, als hätte man diese Tätigkeit nicht ausgeführt. Höher deshalb, weil Flow, gemessen mit der Flow-Kurzskala (FKS) aus Absorbiertheit (in der Situation versunken sein) und Glatter Verlauf (alles geht von selbst) besteht. Wir nahmen an, dass der Glatte Verlauf stärker mit der Tätigkeit verbunden ist und daher schnell nach dem Abbrechen einer Tätigkeit verschwindet. Die Absorbierheit sollte allerdings anhalten.

Um unsere Hypothese zu testen, mussten wir eine geeignete Stichprobe finden. Zunächst haben wir uns für Skifahrer entschieden, da man sie in den Alpen praktisch unendlich antrifft. Die Störvarialben(das sind Faktoren, die die Ergebnisse einer Studie verfälschen können) für eine Studie auf der Skipiste waren allerdings unerwartet hoch (Alkoholiserung der Skifahrer, unterschiedlich langer Aufenthalt, unterschiedliche Fähgikeiten, etc.), sodass wir unsere Studie auf ein "leichteres" Feld verschoben haben: Schwimmer.

In unserer Studie haben wir den Flow-Wert dreimal getestet: vor dem Schwimmen, während dem Schwimmen und nach dem Duschen. Die Durchführung der Studie ging recht leicht von der Hand, jedoch hatten wir wenige Probanden und ein Proband fehlte in der dritten Runde.

Unser Ergebnis war zunächst bitter: Keine signifikanten Unterschiede. Nachdem wir den Probanden, der in der dritten Runde fehlte, wenigstens für die ersten beiden Flowmessungen herangezogen haben, hatten wir immerhin  einen signifiaknten Unterschied zwischen diesen beiden Flowmessungen. Unsere zentrale Hypothese des Flow-Zerfalls ließ sich aber auch mit keinerlei statistischen Spielerien im Ansatz signifikant machen. Anders wie erwartet, nahm der Glatte Verlauf mit Tätigkeitsbeendigung nicht ab, sondern war auch noch nach dem Duschen messbar.

Weshalb das so ist? Darüber müssen wir noch nachdenken und mutmaßen.

Das Seminar an sich hat mich jedenfalls nicht von der wissenschaftlichen Arbeit abgeschreckt, ganz im Gegenteil: Etwas zu erforschen, die Daten durchzuackern, Ergebnisse zu erklären, daraus schlusszufolgern macht immens Spaß.

Interessant ist auch der Aspekt der Gruppenarbeit: 5 Personen reichen locker aus, um eine Verantwortungsdifussion(man fühlt sich in Gruppen nicht verantwortlich, etwas zu tun) zu erzeugen. Aus diesem und auch Gründen unterschiedlich hoher Motivation für das Seminar musste jemand die Gruppenführung übernehmen. In unsere Gruppe gab es letztendlich zwei "Anführer", ich war einer davon. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass ich selbst einen stärkeren Führungsanspruch hatte. Wer weiß, ob da in mir ein ausgeprägtes Machtmotiv schlummert.