Freitag, 31. Oktober 2014

Das Di- oder gar Trilemma der Motive

Motivation. Jeder hat etwas, dass ihn antreibt. Diese Tatsache wird in den Raiffeisenbankwerbungen klassischerweise dargestellt. Doch was ist das, diese Motivation? Psychologisch betrachtet meint es eine über eine bestimmte Zeit andauernde Tendenz des Verhaltens in eine bestimmte Richtung in einer bestimmten Intensität.

Unsere Motivation ist geprägt durch Motive, Ziele, die wir erreichen wollen. Grundsätzlich unterscheidet man drei grundlegende Motive: Das Leistungsmotiv, das Anschlussmotiv und das Machtmotiv.

Das Leistungsmotiv wird definiert als das Streben danach, sich mit seinem eigenen Gütestandard auseinanderzusetzten und seine Leistung gegebenfalls zu erhöhen. Leistungsmotivierte Menschen wollen etwas gut, besser oder sogar am besten machen.

Das Anschlussmotiv zeigt im Bedürfnis nach Vertrautheit, nach Geselligkeit. Man strebt nach den Gefühlen von Geborgenheit und Zugehörigkeit.

Das Machtmotiv ist das Streben nach Beeinflussung anderer Menschen. Es zeigt sich in einem Streben nach Kontrolle und Überlegenheit. Es geht um Zugang zu Ressourcen und Kontrolle anderer Menschen.

Alle diese Motive sind bei einem Menschen mehr oder minder stark ausgeprägt. Sie sind heruntergebrochen das wonach wir langfristig streben, gewisserweise haben sie einen Charakter von Lebenszielen. Alle drei Motive können Hand in Hand gehen, sie können jedoch auch in Gegensätzlichkeit zueinander stehen.

Während das Leistungsmotiv sich wohl gut mit den jeweils anderen verbinden lässt (Steigerung der zwischenmenschlichen bzw. führungstechnischen Kompetenzen) ist das Macht- und Anschlussmotiv nicht ganz so einfach vereinbar. Ein Mensch der gleichzeitig sehr anschluss- und machtmotiviert ist steht vor dem Problem, dass Macht und Überlegenheit teilweise sehr widersprüchlich zu Geborgenheit und Zugehörigkeit sein kann. Geborgensein, das heißt sich fallen zu lassen, eben einmal nicht überlegen und kräftig sein zu müssen. Zugehörigkeit zeigt sich meistens in der Anpassung an andere, nicht an der Anpassung anderer.

Man muss sich wohl entscheiden, ob man primär seinem Macht- oder seinem Anschlussmotiv nachgeht. Beide Motive haben starken Einfluss auf die Entwicklung des eigenen Lebens. Jemand der stark machtmotivier ist, wird z.B. eher eine Führungsposition in der Gesellschaft anstreben. Das ist verbunden mit wenig Freizeit für andere, wenig Ressourcen seinem Bedürfnis nach Geborgenheit nachzugehen. Ein anschlussmotivierter Mensch wird vermutlich zu viel Zeit mit anderen Menschen verbringen, zu sehr darauf beharren bei bestimmten Menschen zu bleiben und es ihnen recht zu machen, als dass er jemand "Großes" werden könnte.

Ich persönlich finde es schwer sich in unserer Welt für eine Richtung zu entscheiden. Hollywood vermittelt das Bedürfnis nach der reinen Beziehung, nach Familie und emotionalen Wohlbefinden. Gleichzeitig ist man gefordert in der heutigen Gesellschaft viel zu leisten und aufzusteigen. Das Bedürfnis, die Welt zu verbessern ist oft vorhanden, wie soll das möglich sein, ohne andere Menschen zu beeinflussen?

Ich selbst, ein Beispiel von Bedürfnis nach Veränderung der Welt, stehe vor diesem Dilemma. Wonach richtet man sich aus? Womit beschäfigt man sich schwerpunktmäßig? Wie groß und einflussreich kann man werden, wenn man gleichzeitig gemütlich auf den Land, im eigenen Haus mit der einer netten Frau und tollen Familie wohnen möchte? Wo sind die Grenzen gegeben?

Die Frage ist, kann man nur den einen Weg gehen, ohne einen Teil von sich selbst zu verlieren? Kann man im Sterbebett damit zurechtkommen, dass man nicht der wurde, der man werden wollte? In den 20er Jahren seines eigenen Lebens muss man herausfinden, wo man hin möchte und was man dafür in Kauf nehmen muss. Wohin wird mich mein Leben führen? Wie werde ich mich entscheiden, oder werde ich mich überhaupt entscheiden? Es bleibt spannend.

In Beiträgen wie diesen, zeigt sich wieder die Möglichkeit eines Psychologiestudenten Vorgänge im eigenen und Leben von anderen besser zu beschreiben und zu verstehen.