Sonntag, 29. März 2015

Ist Bewusstsein ein brauchbares Konstrukt für die Psychologie?

Bewusstsein. Ein Begriff, ein Konstrukt mit vielen Bedeutungen: Wach sein, etwas wissen, wissen dass man existiert, etc.. In der Psychologie ist Bewusstsein ein viel benutzter Begriff. Schon Freud redete von Bewusst und unbewusst und auch noch vorbewusst. Heute hat Bewusstsein viel mit Aufmerksamkeit zu tun, wird teilweise mit ihr gleichgesetzt und ist trotzdem etwas anderes viel zentraleres.

Bewusstsein ist vor allem ein Begriff, der uns von anderen Wesen unterscheidet. Wir haben Bewusstsein. Tiere haben kein Bewusstsein. Bewusstsein macht uns zu etwas besonderem. Und das obwohl wir uns nicht einmal einig darüber sind worüber wir reden oder auch wie man Bewusstsein messen sollte. Der Rouge-Test? Setzt voraus, dass man sehen kann oder zumindest gut genug sehen kann. Dass ein Tier den Rouge-Test nicht besteht heißt noch lange nicht, dass es kein "Bewusstsein" besitzt - schließlich ist es doch wach, weiß sicherlich auch den Aufmerksamkeitsaspekt erfüllt er sicherlich locker.

Tiere müssen beweisen etwas zu haben, von dem wir selbst nicht beweisen können, dass wir es haben oder es überhaupt existent ist. Ist Bewusstsein also überhaupt ein Begriff und ein Konstrukt das der Psychologie dienlich ist? Ich wage es zu bezweifeln. Die Vorstellung des Bewusstseins ist mehr der verzweiflte Griff danach etwas besonderes zu sein, dass Körper und Geist zwei unterschiedliche Dinge sind und wir Menschen eine Seele besitzen und damit über dem seelenlosen, instinktiven Tieren stehen.

Auch die Unterscheidung bewusst/unbewusst ist lächerlich. Wo zieht man die Grenze? Bewusst und unbewusst sind allerhöchstens die beiden Extrempunkte einer Skala und selbst hierfür brauchen sie eine eindeutigere Definition. Wir spielen mit Begriffen, die wir nicht verstehen und sehen sie als unverzichtbar an.

In der Wissenschaft sollte man sich vom Konstrukt des Bewusstseins verabschieden. Es bringt uns nicht weiter, es hält uns nur auf. Das Bewusstsein ist ein Konstrukt, das älter ist wie die Psychologie und das wir nun zu fassen versuchen, obwohl wir es besser wissen. Unsere Bedürfnisse unseren "Geist" zu beschreiben können wir mit einem anderen Wort befrieden: Erleben. Psychologie ist die Wissenschaft vom Verhalten und Erleben und eben nicht vom Verhalten und dem Bewusstsein.