Arbeitskraftunternehmerthese. Es ist das letzte Thema, das ich für die anstehende Prüfung zur Arbeits- und Organisationspsychologie lernen musste. Diese These sagt aus, dass der heutige Arbeiternehmer sich mehr selbst kontrollieren muss, sich mehr ökonomischen Prinzipien im gesamten Leben unterwerfen muss. Man muss sich fortwährend ausbilden, eine Humanressource sein, in der kalten globalisierten Welt.
Die Arbeitswelt hat sich verändert. Das ist keine Information ohne Neuigkeitswert. Doch es interessant, wie sie sich verändert hat. Zu Beginn der industriellen Revolution war der Mensch Proletariat. Man wurde komplett ausgebeutet zum Zwecke des Gewinns des Unternehmens. Da war nichts mit 40 Stunden Woche, nichts mit Urlaub oder Arbeitnehmerrechten. Doch es hat sich verändert. Die Rechte kamen, die Industrie wurde revolutioniert. Die klassische 40-Stunden Woche entstand, der Arbeiter hatte Rechte, Gewerkschaften waren da und forderten.
Heute im 21. Jahrhundert ist Globalisierung Realität. Globalisierung heißt leider Neoliberalismus: Öffnung von Märkten, globaler Handel, weltweite Konkurrenz. Das mag zunächst nicht schlecht klingen - ist es auch nicht - die Konsequenzen, die wir jedoch haben und noch haben werden sind schon enorm. Es wird privatisiert, Arbeitnehmergesetze werden gelockert, um international agieren zu können. Man muss flexibel sein. Zeitarbeit nimmt zu, mal braucht man mehr Menschen, mal weniger. Es ist wieder eine totale Ausbeutung der Einzelperson da. Der Unterschied ist dieses mal, dass wir das als Individualisierung sehen. Wir hassen es und lieben es doch gleichzeitig uns entscheiden zu können. Selbstverantwortung zu haben.
Doch ich sage das alles ist ein Problem. Wir Öffnen uns immer weiter, weil wir glauben, dass es keinen anderen Weg gäbe. Doch den gibt es. Wie es ihn auch damals gab in der industriellen Revolution. Ein Amerikaner mag das vielleicht anders sehen, oder ein Wirtschaftler. Doch Wirtschaft braucht Regeln. Wirtschaft braucht Gesetze und einen Staat. Der Markt regelt eben nichts. Der Markt muss kontrolliert werden. Nur dann kann eine Wirtschaft entstehen, die nachhaltig ist und der Ressource Mensch gerecht wird. Wenn es keine Regeln und Gesetze gibt, dann ist der pure Wettbewerb mit all seinen hässlichen Facetten die Konsequenz. Dann haben wir ihn, den Arbeitskraftunternehmer.
Freiheit bedeutet nicht Chaos und Ungezügeltheit, Freiheit bedeutet einen Rahmen zu Schaffen, in dem sich der Mensch selbst entfalten kann und entscheiden kann und eben nicht muss. Diese "neoliberale Freiheit", die wir immer weiter schaffen zerstört uns. Sie führt auch zu all den Konflikten, die wir haben. Die Leute suchen Schuldige, sie schimpfen auf den Staat, der sich der Wirtschaft unterwirft.
Wir brauchen eine neue wirtschaftliche Revolution, die die nötige Kontrolle über die Globalisierung gewährleistet. Dafür brauchen wir große Märkte, mit großen Kontrollorganen. Die Welt in der Zukunft muss eher kontinental als national gestaltet sein. Innerhalb eines Kontinents gibt es in der Regel fast alle nötigen Ressourcen. Innerhalb eines Kontinents kann man ein System schaffen, das Kontrolle hat und zu Wohlstand führt. Je kleiner eine Gruppe ist, desto mehr muss sie sich anpassen, um am globalen Markt eine Chance haben zu können. Die logische Konsequenz ist also größer zu werden, um individueller bleiben zu können.
Es ist weiteres Appell an Europa. Wir brauchen dieses System, diesen Gesamtstaat. Dann können wir endlich wieder gestalten, dann können wir uns dem Neoliberalismus entziehen. Dann können wir wieder eine soziale Marktwirtschaft werden.