Ausführbarkeit, Schädigungsfreiheit, Beeinträchtigungsfreiheit und Persönlichkeits-/Gesundheitsförderlichkeit. Unter diesen 4 Schlagworten kann man die Anforderungen einer humanistischen Arbeitsgestaltung zusammenfassen. Konkret geht es darum, dass ein Arbeitsauftrag überhaupt schaffbar ist, dabei weder körperlich noch psychisch Schaden beim Ausführenden anrichtet und am besten noch dazu führt, dass die Personen etwas lernen kann. Um diese 4 Kriterien zu erfüllen muss aus psychologischer Sicht einiges bei einer Stelle vorhanden sein, insbesondere Freiräume und Ressourcen. Eigenverantwortlichkeit ist ein Schlagwort, dass auf den ersten Blick impliziert, dass es einer Person Freiräume ermöglicht. Da Freiräume zur psychischen Gesundheit beitragen, sollte man also folglich Eigenverantwortlichkeit als Psychologe befürworten?
Nicht unbedingt. Eigenveranwortlichkeit im moderenen Arbeitsalltag ist nämlich häufig wenig mit Freiräumen verbunden, sondern stattdessen tatsächlich eher mit einer Einschränkung der Spielräume verbunden. Eine eigenverantwortliche Tätigkeit umfasst im Normalfall, dass ein bestimmtes Ziel, eine bestimmte Tätigkeit übertragen wird, die der Einzelne auf seine eigene Art und Weise umsetzen kann, ohne dabei zu stark von einem Vorgesetzten eingeschränkt zu werden. Grundsätzlich wäre Eigenveranwortlichkeit also tatsächlich sehr förderlich und gesundheitserhaltend für einene Menschen, da sie impliziert, dass man sich aus der fremdgesteuerten Sklaverei befreit und "sein eigener Chef" sein kann.
Ist nur leider nicht so. Damit eine eigenveranwortliche Tätigkeit gesundheitsförderlich sein kann muss sie Handlungspielräume UND zeitliche Spielräume umfassen. In der Praxis ist aufgrund zeitlicher Verdichtungen und Wachstumsdruck zumeist wenig zeitlicher Spielraum vorhanden. Übrig bleibt der Handlungsspielraum. Der Handlungsspielraum ist aber wiederum vom zeitlichen Spielraum abhängig. Wenn ich eigenverwortlich ein bestimmtes Ziel in einer sehr begrenzten Zeit verrichten muss, habe ich eben NICHT die Möglichkeit mir auszusuchen WIE ich die Tätigkeit umsetze, sondern ich bin dazu verdammt die Strategie zu wählen, die es am ehesten noch ermöglicht in der begrenzten Zeit zum Erfolg zu führen. Diese Strategien sind zumeist nicht die Strategien, die persönlichkeitsfördernd oder gesundheitsfördernd sind, sondern schlicht auf Effizienz ausgerichtet sind. Bei einer komplett auf Effizienz ausgerichteten Tätigkeitsregulation bleibt wenig Platz für soziale Kontake, Ressourcenaufbau oder auch nur Erholungszeiträumen.
Das Problem an der Eigenverantwortlichkeit ist also, dass man eigenverantwortlich, d.h. SELBST die Strategie wählt, die einen am meisten ausbeutet. Freumdgesteuerte Sklaverei wird durch eigenindizierte Sklaverei ersetzt. In einem solchen Fall kann man dann nicht mehr auf den Chef schimpfen, der einem unmögliche Methoden zumutet. An die Stelle der Attribution auf den Chef tritt die Attribution auf das eigene Selbst - man selbst ist der Versager, der die eigenverwantwortliche Tätigkeit nicht gut genug ausüben kann. Zerstört wird hier also direkt das eigene Selbstbewusstsein. Folgen sind Depressionen und Ängste.
Eigenverantwortlichkeit kann nur dann gut für den Menschen sein, wenn er SELBST über die MENGE und ZEIT bestimmten kann. Nur dann kann er auch SELBST über die METHODE entscheiden. Zusammengefasst muss in der modernen Arbeitswelt also darauf geachtet werden, dass das schöne Konzept der Selbstverantwortung nicht zur Selbstversklavung mit oben genannten Folgen wird. Wie kann das geschehen? Schritt 1 ist Widerstand. Widerstand gegen eine Verdichtung der eigenen Aufträge. Es darf nicht zu viel angenommen werden und es muss dafür gesorgt werden, dass auch weniger Aufträge angemessen entlohnt werden. Eine große Chance birgt die Digitalisierung, da durch den Einsatz modernen Informationstechnik eine Zeitersparnis erzielt werden kann, die in der Folge dann als zeitlicher Spielraum zur Verfügung steht. Wichtig: Die freigewordene Zeit darf dann nicht durch neue Aufträge gefüllt werden. Letztlich hängt es auch am Arbeitnehmer selbst: Man muss auch nein sagen können. Man muss sich selbst zugestehen, dass man die Zeit braucht.
Freitag, 17. November 2017
Montag, 28. August 2017
Plädoyer für eine Rentenreform
Bundestagswahl 2017. Unsere Bundeskanzlerin sagte, sie sehe keinen Handlungsbedarf bei der Rente bis 2030. Sag a mal - gehts noch?
2030 - noch ganze 13 Jahre sollen wir also weiter wursteln. Das sehe ich doch ganz anders. Ganz wichtig, mir geht es hier nicht um die Präferenz für eine bestimmte Rentenposition. Mir geht es um Planungssicherheit. Vollkommen egal, ob ich einmal 50 %, oder 40 % oder 1000 Euro mit 60, 67, 70 oder 80 Jahren bekomme muss ich doch die Möglichkeit haben mich auf meinen Ruhestand vorzubereiten.
Es kann doch nicht sein, dass ich jetzt über 10 Jahre in die Rentenkasse einzahle im Glauben, dass ich einmal etwas davon zurückbekomme. Und dann heißt es plötzlich: Pech. Wir machens jetzt anders. Du hast über 10 Jahre Fehlinvestitionen begangen. Nein, das kann nicht wahr sein.
Schlimmer noch ist es für andere Menschen. Ich als angehender Akademiker kann vermutlich mit meinem Gehalt aus dem oberen Drittel 10 Jahre Täuschung noch ausgleichen, aber wie sollen das all die Menschen machen, die nicht studieren? Bürger in meinem Alter haben schon mit 15 oder 16 ihre Ausbildung begonnen - sie zahlen bereits gute 10 Jahre in die Kasse ein. Bis 2030 sind bei über 20 Beitragsjahren! Ihnen dann ihre Rente zu rauben ist nicht nur ethisch inkorrekt, es ist einfach nur absolut arschlochhaft. Es ist eine Haltung von oben herab. Als Bundeskanzler mit gesicherter Pension muss man sich ja nicht sorgen ums Geld.
Wie - wie sollen bitte Menschen mit 1000 bis 1500 Euro Nettoeinkommen 20 Jahre aufholen? Kann mir das irgendeiner erklären? Heute nicht an die Rente der Generation Y zu denken ist Wählerverarsche, kurzfristiges denken und ängstlich. Wir müssen HEUTE etwas für unsere Zukunft tun. Wenn wir einmal alt sind ist es zu spät.
Darum liebe Menschen unter 30 denkt nochmal genau darüber nach, ob eure aktuelle Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage Deutschland wirklich ausreicht um Angela Merkel und die CDU zu wählen. Wenn ihr das bejahen könnt, dann beschwert euch aber bitte nicht in 13 Jahren darüber, dass man eure Rente streicht.
2030 - noch ganze 13 Jahre sollen wir also weiter wursteln. Das sehe ich doch ganz anders. Ganz wichtig, mir geht es hier nicht um die Präferenz für eine bestimmte Rentenposition. Mir geht es um Planungssicherheit. Vollkommen egal, ob ich einmal 50 %, oder 40 % oder 1000 Euro mit 60, 67, 70 oder 80 Jahren bekomme muss ich doch die Möglichkeit haben mich auf meinen Ruhestand vorzubereiten.
Es kann doch nicht sein, dass ich jetzt über 10 Jahre in die Rentenkasse einzahle im Glauben, dass ich einmal etwas davon zurückbekomme. Und dann heißt es plötzlich: Pech. Wir machens jetzt anders. Du hast über 10 Jahre Fehlinvestitionen begangen. Nein, das kann nicht wahr sein.
Schlimmer noch ist es für andere Menschen. Ich als angehender Akademiker kann vermutlich mit meinem Gehalt aus dem oberen Drittel 10 Jahre Täuschung noch ausgleichen, aber wie sollen das all die Menschen machen, die nicht studieren? Bürger in meinem Alter haben schon mit 15 oder 16 ihre Ausbildung begonnen - sie zahlen bereits gute 10 Jahre in die Kasse ein. Bis 2030 sind bei über 20 Beitragsjahren! Ihnen dann ihre Rente zu rauben ist nicht nur ethisch inkorrekt, es ist einfach nur absolut arschlochhaft. Es ist eine Haltung von oben herab. Als Bundeskanzler mit gesicherter Pension muss man sich ja nicht sorgen ums Geld.
Wie - wie sollen bitte Menschen mit 1000 bis 1500 Euro Nettoeinkommen 20 Jahre aufholen? Kann mir das irgendeiner erklären? Heute nicht an die Rente der Generation Y zu denken ist Wählerverarsche, kurzfristiges denken und ängstlich. Wir müssen HEUTE etwas für unsere Zukunft tun. Wenn wir einmal alt sind ist es zu spät.
Darum liebe Menschen unter 30 denkt nochmal genau darüber nach, ob eure aktuelle Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage Deutschland wirklich ausreicht um Angela Merkel und die CDU zu wählen. Wenn ihr das bejahen könnt, dann beschwert euch aber bitte nicht in 13 Jahren darüber, dass man eure Rente streicht.
Labels:
Angela Merkel,
Bundestagswahl,
CDU,
Deutschland,
Politik,
Rente
Montag, 10. April 2017
On the Road to A & O
Populismus, Ausbeutung, Europafeindlichkeit, Rassismus, neoliberaler Wahnsinn. Die Liste kann beliebig erweitert werden. Es handelt sich hierbei um Gründe politisch aktiv zu werden. Ein kluger Mensch muss politisch sein. Ein kluger Mensch muss sein Wissen anwenden, um damit der Menschheit zu dienen. Denn ich lebe nicht allein auf dieser Welt.
Die Psychologie verfolgt grundsätzlich einen Individualansatz, insbesondere die Psychotherapie. Hilfe in individuellen Problemen, Hilfe eigene psychische Dynamiken zu durchbrechen, oder sie zu akzeptieren. Man zielt auf das individuelle Glück. So tun das auch viele Psychologen und Psychologinnen. Man zieht sich zurück aus der großen komplexen Welt und befasst sich mit seinem eigenen begrenzten Horizont. Denn geht es mir jetzt gut, dann ist das gut. Damit kann ich nichts anfangen.
Das Schlechte sitzt tiefer. Das Schlechte ist systematisch in unserer Gesellschaft vorhanden. Wir leben bestimmte Normen und sozialisieren unsere Kinder in sie hinein. Wenn Schlechtes resultiert doktern wir an den Symptomen herum, anstatt große Lösungen anzugehen: denn sie scheinen uns schwer bis unmöglich umsetzbar. Angela Merkel prägt das Wort der Alternativlosigkeit. Ihr politischer Stil und ihre Haltung zur Welt haben sich in den langen Jahren ihres Regierens in unseren Köpfen festgesetzt. Es gibt keine Alternativen, wir können es nur so machen. Alles andere ist zu teuer, es gibt keine Mehrheiten, es dauert zu lange, etc.. Das ist Schwachsinn.
Ich kann niemals die Union wählen. Trotz ihres Linksdrucks sind sie konservativ, sie wollen nichts verändern. Aber nur durch Veränderung kann es besser werden, nur durch Veränderung kann man auch in Zukunft hohen Wohlstand erwirtschaften. Ich bin progressiv, liberal und sozial eingestellt. Mein Horizont ist auch auf die weitere Zukunft ausgerichtet. Unsere gegenwärtige gesellschaftliche Form ist gegenwartsorientiert. Wir leisten jetzt alles und die Zukunft ist uns egal. Aber wo führt das hin? Zu einer breiten Ausprägung sogenannter "Burnouts" - oder realistischer ausgedrückt Depressionen? Man erzählt uns soziale Absicherung wäre in der Globalisierung nicht mehr möglich. Aber das ist Schwachsinn. Das ist neoliberale Lehre, die auf nichts als haltlosen Theorien fußt.
Was hat das nun alles mit mir als angehender Psychologe zu tun? Es gibt verschiedene Gründe für eine Entwicklung in mir, die unter anderem die obigen Punkte miteinschließt: Es treibt mich in die Arbeitspsychologie. Der Schutz der Humanität, der Schutz vor psychischen Störungen, die Möglichkeit zur nachhaltigen persönlichen Entwicklung - das ist humanistische Arbeitspsychologie. Da möchte ich hin. Es ist meine Verpflichtung und mein Wunsch die Welt zu verbessern. In der Forschung bin ich vermutlich zu defensiv. Ich weiß noch nicht wo genau ich landen werde. Doch es wird wohl im A & O Bereich sein. In einer Position mit der ich die Menschen schützen kann.
Die Welt ist schlecht. Aber der Grad der Schlechtheit liegt in unserem Händen.
Die Psychologie verfolgt grundsätzlich einen Individualansatz, insbesondere die Psychotherapie. Hilfe in individuellen Problemen, Hilfe eigene psychische Dynamiken zu durchbrechen, oder sie zu akzeptieren. Man zielt auf das individuelle Glück. So tun das auch viele Psychologen und Psychologinnen. Man zieht sich zurück aus der großen komplexen Welt und befasst sich mit seinem eigenen begrenzten Horizont. Denn geht es mir jetzt gut, dann ist das gut. Damit kann ich nichts anfangen.
Das Schlechte sitzt tiefer. Das Schlechte ist systematisch in unserer Gesellschaft vorhanden. Wir leben bestimmte Normen und sozialisieren unsere Kinder in sie hinein. Wenn Schlechtes resultiert doktern wir an den Symptomen herum, anstatt große Lösungen anzugehen: denn sie scheinen uns schwer bis unmöglich umsetzbar. Angela Merkel prägt das Wort der Alternativlosigkeit. Ihr politischer Stil und ihre Haltung zur Welt haben sich in den langen Jahren ihres Regierens in unseren Köpfen festgesetzt. Es gibt keine Alternativen, wir können es nur so machen. Alles andere ist zu teuer, es gibt keine Mehrheiten, es dauert zu lange, etc.. Das ist Schwachsinn.
Ich kann niemals die Union wählen. Trotz ihres Linksdrucks sind sie konservativ, sie wollen nichts verändern. Aber nur durch Veränderung kann es besser werden, nur durch Veränderung kann man auch in Zukunft hohen Wohlstand erwirtschaften. Ich bin progressiv, liberal und sozial eingestellt. Mein Horizont ist auch auf die weitere Zukunft ausgerichtet. Unsere gegenwärtige gesellschaftliche Form ist gegenwartsorientiert. Wir leisten jetzt alles und die Zukunft ist uns egal. Aber wo führt das hin? Zu einer breiten Ausprägung sogenannter "Burnouts" - oder realistischer ausgedrückt Depressionen? Man erzählt uns soziale Absicherung wäre in der Globalisierung nicht mehr möglich. Aber das ist Schwachsinn. Das ist neoliberale Lehre, die auf nichts als haltlosen Theorien fußt.
Was hat das nun alles mit mir als angehender Psychologe zu tun? Es gibt verschiedene Gründe für eine Entwicklung in mir, die unter anderem die obigen Punkte miteinschließt: Es treibt mich in die Arbeitspsychologie. Der Schutz der Humanität, der Schutz vor psychischen Störungen, die Möglichkeit zur nachhaltigen persönlichen Entwicklung - das ist humanistische Arbeitspsychologie. Da möchte ich hin. Es ist meine Verpflichtung und mein Wunsch die Welt zu verbessern. In der Forschung bin ich vermutlich zu defensiv. Ich weiß noch nicht wo genau ich landen werde. Doch es wird wohl im A & O Bereich sein. In einer Position mit der ich die Menschen schützen kann.
Die Welt ist schlecht. Aber der Grad der Schlechtheit liegt in unserem Händen.
Labels:
Arbeitspsychologie,
Humanismus,
Neoliberalismus,
Psychologie,
Reflexion,
Zukunft
Abonnieren
Posts (Atom)