Das Ziel meiner Forschungsarbeit besteht darin zu prüfen, inwieweit in kurzer Zeit ein Sprachniveau erreicht werden kann, das letztlich zur Gesprächstherapie ausreicht. Doch wann reicht ein Sprachniveau aus? Was macht Sprachniveau überhaupt aus? Nach welchen Kriterien lässt sich Sprachniveau bemessen und wie lassen sich diese formalisieren? Die Frage nach der Erreichung eines adäquaten Sprachniveaus zieht wesentlich grundlegendere Fragen nach sich, die für eine möglichst adäquate Beantwortung der Ursprungsfrage geklärt werden müssen.
Als allgemeinpsychologisch orientierter Psychologe muss für mich diese Frage sogar sehr grundlegend beantwortet werden. Daher komme ich nicht daran vorbei mich grundsätzliche Fragen der Beschaffenheit der Psyche zu stellen. Was ist eigentlich die Psyche? Die Psy-Theorie von Dietrich Dörner versucht sich dieser Frage anzunäheren indem Dörner versucht eine Psyche nachzubauen. Nun denn:
Woraus besteht eigentlich unser Gehirn? Aus sogenannten Neuronen. Neuronen sind grundsätzlich einmal eine recht langweilie Sache, denn sie können unterm Strich nicht mehr als zu-Feuern oder eben Nicht-zu-Feuern (verschiedene Komplexitäten dahinter seien hier mal dahin gestellt). Sie stellen damit ein binäres System dar mit folgenden möglichen Ausprägungen: 1 - Feuern oder 0 - Nicht-Feuern. Diese langweiligen beiden Zustände können jedoch in der Kombination vieler Neuronen beachtliches vollbringen. Wer das jetzt nicht glaubt, muss nur an Computer denken und was diese alles tolles darstellen können. Alles was du hier siehst, alles was dein Computer macht geht auch auf ein binäres 1 - 0 System zurück: Bestimmte Teilchen im Prozessor sind an, oder aus. Sie feuern, oder feuern nicht. Aus diesem 1 - 0 System lässt sich im Prinzip alles darstellen, da die logischen Operatoren UND, ODER und NICHT darstellbar sind. Hierfür muss man schlicht und ergreifend mehrere Neuronen miteinander verbinden und diese sich gegenseitig aktivieren bzw. deaktivieren lassen:
- Ein UND-Neuron lässt sich dann aktivieren, wenn mehreren mit ihm verbundenen Neuronen GLEICHZEITIG Signale eingehen, d.h. die verbundenen Neuronen feuern alle gleichzeitig auf das UND-Neuron.
- Ein ODER-Neuron lässt sich dann aktivieren, wenn mindestens eines von mehreren verbundenen Neuronen auf es schießt.
- Ein NICHT-Neuron lässt sich dann aktivieren, wenn ein oder mehere mit ihm verbundene Neuronen nicht schießen. Das lässt sich zum Beispiel verwirklichen, in dem die Neuronen, die nicht schießen dürfen nicht direkt mit dem NICHT-Neuron verbunden sind, sondern vermittelt durch ein anderes Neuron, das immer schießt, außer es wird durch ein anderes Neuron deaktiviert.
Nun zurück zur Sprache. Unser Gehirn erkennt Wörter auf Basis des Feuerns- oder Nicht-Feuerns von Neuronen. Das funktioniert wie folgt: Wenn wir Sprechen senden wir Laute aus. Diese Laute werden von unseren Ohren empfangen. Es gibt im Gehirn nun Neuronen, die immer dann Feuern, wenn ein bestimmter Laut empfangen wird. Damit erkennt das Gehirn: "Aha! Dieser Laut ist gerade da." Wenn nun das Neuron aktiviert ist das auf "A" reagiert UND das Neuron das auf "H" reagiert UND noch ein Neuron das auf "A" reagiert, dann können diese das "Aha"-Neuron aktivieren und damit wissen wir das Aha gesagt wurde. Das Gehirn hat abspeichert, dass ein A, ein H und ein A zusammen ein AHA sind. Wird wieder AHA gesagt, wird das erkannt. (Wie das Speichern genau funktioniert ist ein anderes Thema, das tatsächlich gar nicht so schwierig ist! Doch dazu vielleicht ein anderes Mal.) In der Kombination und Verbindung vieler solcher UND, ODER und NICHT Verbindungen lässt sich ein System kreiieren, das Wörter und Grammatik repräsentiert.
Was hat die neurologische Repräsentation nun mit der Frage zu tun wann ein Sprachniveau reicht? Die Frage der Repräsentation bringt uns der Frage näher, was denn überhaupt als Kriterium infrage kommt. Unsere Neuronen können Korrelationen darstellen/repräsentieren. Wenn X UND/ODER/NICHT Y vorhanden sind DANN wird Z auch da sein (oder neurologisch gesehen: wenn X UND/ODER/NICHT Y feuert, dann feuert Z auch). Das heißt letztlich das sich Unterschiede im Sprachniveau darauf zurückführen lassen inwiefern bestimmte Korrelationen und Zusammenhänge mit den vorhanden Repräsentationen(Wörtern & Grammatik) dargestellt werden können, oder eben nicht. Hieraus lässt sich auch ableiten, dass es nicht absolut auf Quantität (also je mehr Wörter desto besser) ankommt, sondern auf das vorhanden sein BESTIMMTER Wörter, BESTIMMTER Grammatik ankommt, eben derartige Wörter und Grammatik, die die Repräsentation und die Darstellung von Zusammenhängen über das bisherige Ausmaß hinaus verbessern.