Mittwoch, 14. Dezember 2016

Valenz und Arousal - Emotionen in der Werkstattmetapher

Mein Modell des Alltagshandelns beschreibt in etwa die Vorstellung, die ich über die Psyche im Verlauf meines Studiums erhalten habe. Eine Frage die offen bleibt ist der Einfluss der Emotionen. Emotionen spielen in der Realität des Menschen eine zentrale Rolle und müssen daher beinah zwangsläufig Teil eines jeden guten übergeordneten Modells sein. Wie lässt sich die Emotion nun in meinem Modell unterbringen?

Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Emotionsmodelle. Man kann mehr oder weniger die sechs Grundemotionen Freude, Ärger, Ekel, Angst, Überraschung und Trauer unterscheiden. Ein anderer Ansatz unterscheidet Emotionen in den Dimensionen Arousal und Valenz. Valenz beschreibt, ob eine Emotion eher positiv ist bzw. zu Anäherungsverhalten("Appetenz") führt oder negativ ist und Vermeidungsverhalten ("Aversion") auslöst. Arousal beschreibt das Ausmaß an Aktivierung, das eine Emotion mitbringt: Je höher das Arousal, desto mehr spüren wir die Emotion auch körperlich, desto mehr durchströmt sie uns. Ein Beispiel für hohes Arousal gepaart mit hoher (positiver) Valenz ist beispielsweise sexuelle Erregung: Das Gefühl löst Apptenz aus und macht sich stark körperlich bemerkbar. Starker Ekel beispielsweise vor einem verschimmelten Brot ist ein Beispiel für hohes Arousal gepaart mit hoher (negativer) Valenz und den resultierenden Vermeidungsverhalten.

Wie sind Emotionen nun unterzubringen in der Werkstattmetapher? Die Grundemotionen sind eher einem Aspekt des Deutens zuzuordnen: Ich empfinde Appetenz in einem bestimmten Ausmaß gegenüber einem bestimmten Objekt und interpretiere diese Kombination als Freude. Arousal und Valenz hingegen sind eher unspezifiertes Erleben, die eher ausgelöst werden von bestimmten Objekten als gedeutet werden als bestimmtes Gefühl. Sie stehen mehr oder weniger vor der Grundemotion. Dieses unspezifizierte Erleben eines Gefühls kann innerhalb der Werkstatt des Handelns an mehreren Stellen wirken.

Infragekommen zum einen die automatische Kontrollprozesse. Ein Gefühl mit negativer Valenz und erhöhtem Arousal weist das Ich darauf hin, dass irgendetwas in der aktuellen Handlung nicht stimmt. Dieses Gefühl regt das Ich an den Fehler genauer zu analysieren, also im Sinne der Werkstattmetapher den Beobachtern zu befehlen nach dem Fehler in der Handlung zu suchen.
Läuft alles glatt, so zeigt ein positives Gefühl mit geringem oder mittleren Arousal an, dass die ausgewählte Handlung funktioniert und das Ich nicht übermäßig aufmerksam sein muss: Es kann sich auf seine Beobachter und Mitarbeiter verlassen. Die Emotionen sind in diesem Kontext Experten, besonders erfahrene Mitarbeiter, die dem tätigen Monteuer, dem Ich zur Seite stehen und kontrollieren, ob die Handlung grundsäztlich zum Handlungsziel führt.

Weiterhin kommt die Werkzeugauswahl infrage. Zwar liegen Handbücher voller Informationen zu den Werkzeugen und den möglichen Situationen vor, doch wäre das detaillierte Nachlesen trotz vieler Mitarbeiter zu aufwendig, um schnell und effizient auf Ereignisse zu reagieren und entsprechende Handlungen einzuleiten. Emotionen sind hier Vorgesetze, die durch die Werkstatt laufen und den Mitarbeitern sagen, dass sie das was sie tun gut machen oder schlecht machen, d.h. die Auswahl an Werkzeugen ist die richtige, also für die Situation passend. Es resultiert ein postives Gefühl, wenn die Mitarbeiter die richtigen Werkzeuge in der richtigen Situation parat haben, während ein negatives Gefühl resultiert, wenn dies nicht der Fall ist.

Letztlich erleichtern Emotionen somit das flüssige Funktionieren in der Werkstatt, da sie Prozesse bescheunigen, in dem sie quasi mit Daumen nach oben oder unten den Mitarbeitern zeigen, ob sie richtig liegen und damit diese weniger intensiv nachdenken müssen, d.h. effizienter werden.


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