Sigmund Freud. Kein Psychologe kommt an seinen Theorien vorbei, insbesondere nicht am Instanzenmodell oder der psychosexuellen Entwicklung. Die am häufigsten erwähnten Phasen der psychosexuellen Entwicklung sind die orale, die anale und die phallische Phase. Hier soll nur auf die anale Phase eingegangen werden.
Die anale Phase ist eine frühkindliche Phase, die ca. das 2. und 3. Lebensjahr umfasst. Innerhalb dieser Phase lernt das Kind im Konflikt mit den gesellschaftlichen Normen und sein Ich kennen. Die Sauberkeitserziehung spielt hierbei eine große Rolle: Das Ausscheiden von Kot bringt dem Kind in dieser Phase Triebbefriedigung. Eine erfolgreiche Absolvierung der analen Phase zeigt sich darin, dass das Kind lernt nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort diesen Trieb auslebt, es erlent also Kontrolle. Ein Misserfolg zeigt sich u.a. in einem übertriebenen hergeben oder verweigern von Dingen.
Ausgehend von den Phasen beschreibt Freud verschiedene Persönlichkeitsformen. Der anal-retentive Charakter knüpft an ein Überlernen von Kontrolle in der analen Phase an. Er zeigt sich in gewissen Zwängen und in der sogenannten analen Triade: Ordnung/Sauberkeit, Sparsamkeit/Geiz, Eigensinn/Pedanterie.
Ordnung, Sparsamkeit, Pedanterie? Vielleicht stimmen mir Deutsche hier weniger zu, aber Nicht-Deutsche werden mir durchaus zustimmen können, dass sich das verdächtig nach Deutschland anhört. Ob in der Arbeit, den Gesetzen, jeglicher Bürokratie, dem allgemeinen Lebem - Ordnung und Sauberkeit (insbesondere Ordnung!) sind in der deutschen (früher nur dem preußischen Teil, heute ganz Deutschland) Kultur das A & O. Sparsamkeit & Geiz mögen eher den Schwaben zugerechnet werden, wenn man jedoch nur kurz über die Spardiktate die Deutschland über Europa verhängt (sehr wohl mit krasser Zustimmung vieler Deutscher!) und den Widerstand der Deutschen sobald es an ihren Geldbeutel geht denkt, kann der Geiz wohl doch ganz Deutschland zugerechnet werden. Und pedantisch zu sein, also alles immer schön kleinlich und genau zu nehmen gehört unlängst zur deutschen Tradition (man denke mal nur an die Gesetze).
Liegt das Geheimnis der Deutschen, an ihrem wirtschaftlichen Erfolg, ihrem Drang zur Perfektion und Detailliertheit, ihrem Bedürfnis alles und jeden zu regeln, ihrer enormen Spießigkeit und ihrem ungesunden Leistungszwang also schlicht und ergreifend in einer mangelhaft bewältigten analen Phase zugrunde? Werden deutsche Kinder zu früh und zu stark dazu gedrängt ihre Ausscheidungen in den Griff zu bekommen? Würde ein wenig mehr Scheißen (sorry hierfür) aus den Deutschen also ein Volk machen, dass viele andere Völker besser verstehen könnten?
Als Psychologiestudent muss ich wohl mit einem Nein antworten. So leicht scheint es nicht zu sein. Der Zusammenhang zwischen der Sauberkeitserziehung und dem anal retentiven Charakter (und auch allen anderen Phasen und beschriebenen Persönlichkeitstypen) lässt sich kaum empirisch halten. Die Persönlichkeitstypen selbst jedoch, sollen tatsächlich vorkommen. Was das für die Deutschen & den Rest der Welt heißt, soll sich jeder selbst überlegen.
Für mich jedenfalls, vielen Dank hierfür Sigmund Freud, werden die Deutschen absofort ein anal retentives Volk sein.
"Mir scheint, die wichtigste Redensart im Deutschen heißt: Spaß beiseite, Ernst komm her."
Ramanthan Guri
"Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht."
Sigismund von Radecki
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