Donnerstag, 7. November 2013

Angela Merkel - Weshalb sie wieder gewählt wurde

In den letzten Monaten habe ich mich oft gefragt, warum die Deutschen Angela Merkel wieder gewählt haben. Ihre schwarz-gelbe Regierung versagte in einem Ausmaß, wie schon lange keine Regierung in Deutschland mehr versagt hat: Viele Rücktritte, vermasselte oder fehlende Reformen, keine klare Linie, eine Kanzlerin die nur in Phrasen redet, Minister, die scheinbar ahnungslos in ihrem Gebiet sind, etc.. Dazu kam ein einschläferender Wahlkampf, lustlos und ohne Vision. - Und trotzdem wurde die CDU und Merkel gewählt - beinahe mit absoluter Mehrheit.

Die Popularität Merkels ist allseits bekannt, doch einen wirklichen Grund warum, kann kaum jemand nennen. Sie macht ihre Arbeit gut? Wohl kaum. Sie ist ehrlich zum Volk? Fehlanzeige. Attraktives Äußeres? Kein Kommentar. Wie sehr ich auch rational nachgedacht habe, ich kam nie zu einem Ergebnis, es erschien mir so abwegig weshalb man sie mögen sollte. Bis vor kurzem.

Für die Erklärung ihrer Popularität ist das Konzept der hegemonialen Männlichkeit hilfreich. Hegemoniale Männlichkeit meint die kulturell dominate Form von Männlichkeit. Sie ist sozusagen die Form von Männlichkeit, die Macht hat. Das aktuelle Leitbild der hegemonialen Männlichkeit ist der Homo oeconomicus: der ausschließlich von wirtschaftlichen, Zweckmäßigkeits-Erwägungen geleitete Mensch. Verstand, Vernunft - wirtschaftlich erfolgreich. Er ist das Idealbild des männlichen, weißen, bürgerlichen Menschen.

Dem Leitbild, dem Ideal der hegemonialen Männlichkeit entspricht kaum ein Mensch. Doch es gibt Menschen, die diesem Ideal sehr nahe kommen. Interessanterweise ist die Erfüllung der hegemonialen Männlichkeit nicht nur für Männer hilfreich, sondern auch für Frauen. Hier findet sich möglicherweise der Ursprung für die Popularität Merkels. Früher noch, war sie ungepflegt, rebellisch, relativ unbekannt. Mit steigendem Machtambitionen näherte sich ihr Image und Äußeres jedoch immer näher dem Homo oeconomicus an. Gleichzeitig stieg ihre Popularität.

In der öffentlichen Wahrnehmung wird Merkel teilweise als kühl, als durchdacht beschrieben. Sie wählt den "wirtschaftlich vernünftigen Weg". Es gibt keine Ausnahmen, keine Schwäche. Merkel präsentiert sich beinahe als Prototyp der hegemonialen Männlichkeit. Das wirkt. Ob man sich dessen bewusst ist, oder nicht, die Erfüllung der hegemonialen Männlichkeit wird in der Gesellschaft als erstrebenswert angesehen. Wer sie erfüllt hat Macht und Ansehen.

Quintessenz:
Angela Merkel erfüllt das Bild der hegemonialen, der mächtigen dominaten Männlichkeit. Diese Erfüllung spiegelt sich in ihrer Popularität wider.

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