Mittwoch, 30. Oktober 2013

Weshalb ich mich als Bayer fühle

Bayern. Der Freistaat im Südosten Deutschlands ist das Paradies für den einen, eine verquere Paralellwelt für den anderen. Für mich ist er Heimat und eine Teil meiner sozialen Identität. Doch weshalb eigentlich?

Das Bayer-Sein ist etwas, was mich selbst definiert hier in meinem Studienort. Es unterscheidet mich von manchen, es vereint mich mit vielen. Bayer zu sein ist eine optimal distinkte Gruppe. Doch was bedeutet dieses optimal distinkt? Optimale Distinkitheit meint, dass eine Gruppenzugehörigkeit die eigene Person so einordnen lässt, dass sie weder zu wässrig, noch zu exklusiv ist. Eine optimal distinke Gruppe ermöglicht es sich selbst zu kategorisieren - und das ist immens wichtig.

Der Geist arbeitet stark mit Kategorien. Die Welt ist immens komplex und Kategorien helfen dabei dieses Komplexität zu vereinfachen. Das Denken in Schuhbladen ist ein großes Problem eines jeden Menschen, aber auch eine extrem nützliche. Müssten wir in jedem Moment darüber nachdenken, wer wir sind, wer die anderen sind, was bestimmte Gegenstände oder schlicht und ergreifend bestimmte Reize bedeuten - wir wären überlastet und könnten nicht funktionieren. Überleben wäre nur schwer möglich.

Wie ist eine solche Kategorie aufgebaut? Meistens werden Kategorien mithilfe von Prototypen gebildet. Prototypen sind Beispiele, die besonders treffend den Inhalt der Kategorie repräsentieren. Eine Kategorie enthält bestimmte Merkmale. Ein Prototyp vereinigt diese Merkmale.

Wie sieht nun die Kategorie, oder auch der Prototyp eines Bayers aus? Schnell denkt man sicher an das Biertrinken, Lederhosen, die Heiterkeit des Oktoberfests, an eine eher konservative, traditionelle und stolze Person, an den derben baierschen Dialekt, an dörfliches Leben, an eine gewisse Eigenartigkeit, an Bärte, Blasmusik, etc.. Das Bayer-Sein impliziert also eine ganze Kette von unterschiedlichsten Eigenschaften.

Diese Kette von Eigenschaften ist es wohl, was das Bayer-sein für mich selbst zur optimal distinkten Gruppe macht. Dörflich, gar bäuerlich aufgewachsen verfüge ich über eine gewisse "Ungehobelheit", die konservativen Züge meiner Familie sind auch an mir nicht vorübergegangen. In einer Weltstadt zu leben, in der so viele unterschiedliche Herkünfte, sowohl national, regional, als auch sprachlich, ständisch, etc. zusammenkommen, lässt mich spüren, dass ich anders bin und doch gleich wie viele andere. Doch inwiefern?

Es ist das Bayer-sein, was mir diese Frage beantwortet. Bayer zu sein bedeutet für mich verbunden zu sein mit vielen tollen Menschen und mich dennoch von anderen zu unterscheiden. Es bedeutet an meiner Heimat zu hängen, es steht für zahlreiche Erfahrungen und Erlebnisse in meiner Biografie und hilft mir diese und auch neue Erfahrungen zu deuten.

Deshalb fühle ich mich als Bayer.

"Vergiss niemals die Heimat, wo deine Wiege stand - du findest in der Fremde kein zweites Heimatland."

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