Sonntag, 3. Januar 2016

Studentischer Jahresrückblick: das dritte Jahr des Bachelors, der Beginn des Masters

Der Bachelor ist vorbei, der Master hat begonnen. Seit Monaten habe ich keine Prüfungen mehr schreiben müssen, habe wenig neues gelernt. Dennoch sind Diskussionen entstanden und ich habe viel über meine Wissenschaft nachgedacht. Zeit zurückzublicken.

Methoden der Kritische Psychologie Vs. konventionelle Psychologie
Erfasst die konventionelle Psychologie die menschliche Psyche korrekt? Sind die Methoden der Psychologie, die Statistik, das Reiz-Reaktions-Modell geeignet um Menschen korrekt zu beschreiben oder haben sie keine Aussagekraft und denken zu kurz? Dies sind Fragen, die sich einige in unserem Studiengang stellen. Meine Meinung ist, dass die statistische Erfassung des Menschen sehr wohl geeignet ist den Menschen und seine Psyche korrekt zu beschreiben. Natürlich wird der Mensch nicht komplett und umfassend in jedem Moment eines Experiments erfasst. Wie sollte das auch möglich sein? Damit Wissenschaft funktionieren kann, muss sie reduzieren. Modelle sind nötige Vereinfachungen der Welt, die sie verständlicher machen.

Psychologie über oder für den Menschen?
Ist es die Aufgabe der Psychologie dem Menschen Fragen zu liefern, mit denen er besser über sich selbst reflektieren kann? Sind Erkenntnisse über den Menschen auch Kenntnisse für den Menschen, die ihm helfen können? Ich bin mir sicher, dass eine Psychologie über den Menschen der richtige Weg ist. Die Psychologie begreift den Menschen aus der Objektsicht und nicht aus der Subjektsicht. Das Subjekt ist irrelevant für das große und ganze. Eine Wissenschaft, die sich schlicht und ergreifend mit einem einzigen Individuum beschäftigt und dessen Gedanken über die Welt, wird keine oder kaum Erkenntnisse erzielen, die uns weiter bringen. Indiviudalsicht ist eine interessante Seite der Psyche, aber nicht die entscheidende. Die Psychologie über den Menschen ist der richtige Weg.

Homo rationalis oder homo biologicus
Ist der Mensch minderwertig und Maschinen unterlegen? Ist er irrational und muss durch Algorithmen verbessert werden? Oder ist er biologisch gut, evoltionär angepasst? Befasst man sich mit Entscheidungen, so gibt es 2 Meinungen: Der Mensch ist nicht rational und muss aufpassen oder er ist rational im Sinne von gut an die Umwelt angepasst. Ich persönlich denke, der Mensch ist nicht rational, aber das ist nicht schlimm. Vollkommen rational zu sein ist biologisch nicht möglich und vermutlich auch nicht einmal sinnvoll. Der Mensch funktioniert gut als heuristisches Wesen, dass die Umwelt vereinfacht und nur "gute" und keine "perfekten" Entscheidungen trifft. Er erfüllt seinen Zweck. Natürlich trifft er auch miese Entscheidungen und manchmal sind rationale Überlegungen sinnvoll. Dennoch ist es wichtig den Mensch so zu begreifen WIE ER IST (biologicus) und nicht  WIE ER SEIN SOLLTE (rationalis).


Leib-Seele-Problem:
X verändert das Gehirn! Wtf. Natürlich. Die Psyche, der Geist ist nichts anderes als das Gehirn. Es kann nichts anderes als das Gehirn verändert werden, da das Gehirn der Spiegel unseres Geistes ist. Synapsen wachsen und Neuronen entstehen genau dort, wo sie verwendet werden. Wir werden irgendwann vielleicht verstehen wie genau unser Geist, Gedanken entstehen, es ist jedenfalls bereits klar, dass diese materieller Basis sind. Der Geist ist eine eigene Ebene, die verstanden werden muss, mit rein biochemischer Untersuchungen im Gehirn, wird man niemals einen konkreten Gedanken verstehen können. Dennoch beruht dieser Gedanke auf biochemischen Prozessen. So wie die Chemie auf physikalischen Prozessen beruht und dennoch ein Studium der Physik nicht ausreicht, um Chemie vollständig zu verstehen.


Welche Themen faszinieren mich?
Mich interessiert wie der Mensch funktioniert. Ich möchte die Prozesse kennen, möchte die Psyche möglichst adäquat bezeichnen. Ich möchte jedoch auf einer allgemeinen Basis bleiben. Ich glaube, dass das Arbeitsgedächtnis hier wichtig und interessant ist und auch Heuristiken sehr hilfreich sind. Heuristiken sind Daumenregeln und helfen Entscheidungen und Verhalten von Menschen zu verstehen. Sie prägen uns auch als selbsterfüllende Prophezeihungen.


Welchen Fächern fühle ich mich am nahsten?
Mein Herz schlägt immer mehr für die Allgemeine Psychologie. Ich möchte grundsätzliche Dinge erforschen und nicht einen kleinen Teilraum erkunden. Sozialpsychologen erforschen Gebiete, die teilweise interessant, aber auch teilweise überflüssig sind. Wen interessiert schon inwiefern das Essen die Persönlichkeit prägt? Die Situation ist die Hauptdeterminante des Verhaltens. Möchte man einen Menschen verstehen, so muss man die Situation kennen und die allgemeine Prozesse.


Wo sehe ich meine Zukunft in der Psychologie?
Ich sehe meine Zukunft in der Forschung. Ich möchte mehr wissen, immer mehr. Ich kann mir aber auch vorstellen mithilfe meiner Kenntnisse in Anwendungsgebieten zu helfen. Klinische Psychologie kann ich mir keinesfalls vorstellen. Ich möchte in einer anderen Ebene arbeiten, die die vor der Störung steht.

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