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Modell des Alltagsmenschen. |
Die obige hässliche Grafik skizziert mein Menschenbild im Alltag. Es besteht dabei aus verschiedenen Komponenten, die Zusammenwirken.
Im Zentrum, im Kopf, steht das Arbeitsgedächtnismodell von Cowan. Es besteht einfach gesagt aus dem Langzeitgedächnits (LZG). Ein Teil des LZG ist aktiviert, "zugriffsbereit". Diesen aktivierten Teil des LZG stellt der äußere Kreis innerhalb des Kopfs dar. Ein noch kleinerer Teil des LZG steht im Aufmerksamkeitsfokus. Dies ist der Teil, der uns gerade bewusst ist, z.B. Gedanken ein Bild auf das was wir uns konzentrieren. Dargestellt wird der Aufmerksamkeitsfokus als der innere Kreis.
Ein weiterer zentraler Punkt sind Wahrnehmungsprozesse. Die Augen stehen hierbei stellvertretend für jegliche Wahrnehmung, ob visuell, taktil, auditiv, innerkörperlich oder außerkörperlich. Wahrnehmungsprozesse stehen in Verbindung mit dem Aufmerksamkeitsfokus. Etwas, dass wir z.B. gerade mit dem Auge fixisieren steht im Aufmerksamkeitsfokus.
Ein dritter wichtiger Punkt sind Heuristiken. Der Mensch orientiert und entscheidet sich nicht nach dem besten Algorithmus. Dies wäre viel zu zeit- und energieaufwendig. Stattdessen nutzt man "Daumenregeln", um sich in der Welt zurechtzufinden.
Wie interagieren diese nun? Zunächst ist es wichtig sich Gedanken über das LZG zu machen. Im LZG sind verschiedenste Informationen abgespeichert. Diese können u.a. Faktenwissen darstellen, Wissen über Erlebnisse "episodisches Wissen" oder Wissen über Bewegungen. Am besten merkbar sind Prozesse, Gesetzmäßigkeiten, Abläufe, Regelen. Ein Beispiel wäre, dass man sich gut merken kann, wie eine Hebelwirkung funktioniert, die dahinterstehende mathematische Formel hingegen verblasst recht schnell. Heuristiken, Daumenregeln sind bestimmte einfache "Gesetzesmäßigkeiten", die unter der Voraussetzung von bestimmten Fakten funktionieren. Meine Annahme ist daher, dass das LZG v.a. aus Heuristiken und den Fakten bestehen, von denen die Gültigkeit der Heuristik abhängt.
Währenddessen wir uns durch die Welt bewegen, nehmen wir zahlreiche Informationen wahr. Mithilfe dieser Informationen kann das Gehirn Prognosen erstellen und uns auf mögliche Situationen vorbereiten. Der Begriff des Primings beschreibt in etwa diesen Prozess. Hierbei werden im Gedächtnis bestimmte Informationen "vorgeheizt", quasi aktiviert. Wenn wir beispielsweise einen Artikel über vegane Ernäherung lesen, so ist unser Wissen über Ernäherung "griffbereiter" als das Wissen über der Reperatur eines Automotors. Mithilfe von Priming erfolgt nun die Auswahl jener Bereiche im Gehirn, die für die aktuelle Situation von belang sein könnten("aktivierte Teile des LZG). Dieser Prozess ist uns vollkommen unbewusst.
Der aktivierte Teil des Gehirns hat wiederum Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung. So wird gesteuert, auf welche Reize der Umwelt besonders geachtet wird (Monitoring). Sind wir beispielsweise hungrig, so sind bestimmte Hirnregionen aktiviert. Dadurch nehmen wir Gerüche von Essen intensiver wahr.
Durch diese Wechselwirkung von Wahrnehmung und den aktivierten Teilen unserers LZG sind wir jederzeit auf wahrscheinliche Szenarien vorbereitet und orientieren uns bezüglich unserer Bedürfnisse, ohne dass wir aktiv darüber nachdenken müssen.
Natürlich besteht auch eine Wechselwirkung zwischen dem Aufmerksamkeitsfokus und der Wahrnehmung. Wenn wir beispielsweise die Nummer eines Freundes im Telefonbuch suchen, so richten wir unse Wahrnehmung aktiv darauf aus, diese zu finden. Es findet ein "Top-Down"-Prozess statt - vom Kopf nach außen.
Fällt jedoch ein Kind neben uns auf die Straße, so wird sofort unsere Aufmerksamkeit auf dieses Kind gerichtet. Es kommt zu einem "Bottom-Up"-Prozess - von außen in den Kopf.
Wie bereits erwähnt bereitet sich unser Gehirn jederzeit auf wahrscheinliche Veränderungen der Situation vor. So haben wir ein vorgeheiztes Repertoire an Verhaltensweisen, möglichen Handlunge, auf die wir ohne groß nachzudenken, also unmittelbar zurückgreifen können. Weiterhin können wir natürlich auch aktiv Handeln und uns für bestimmte Verhaltensweisen entscheiden. Dies ermöglicht der bewusste "Aufmerksamkeitsfokus".
Das Ergebnis der Handlung, oder auch die ganze Handlung wird dabei wahrgenommen und beeinflusst unseren Aufmerksamkeitsfokus.
Welche Rolle spielen nun die Heuristiken? Im Alltag handeln wir heuristisch. Wir denken nicht lange nach, was wir tun, wie wir uns bewegen, etc.. Das LZG als Menge von Heuristiken stellt nun Heuristiken für die jeweilige Situation zu Verfügung. In jedem Moment haben wir also die Heuristik zur Hand, die im aktuellen Moment, nach unserer bisherigen Erfahrung am brauchbarsten ist. So wird effektives Handeln und Orientierung möglich. Müssten wir tatsächlich immer erst aus unserem riesigen Wissenrepertoire die richtige Kombination von Wissenselementen finden, so wären wir im Alltag stark eingeschränkt. Ein Mensch, der erst nachdenken muss wie er handelt, wenn ihn ein Tiger angreift, ist ein toter Mensch.
Zusammenfassend lässt sich sagen: In jedem Moment, in dem wir uns durch die Welt bewegen findet jede Menge Aktivität im Hirn statt. Wir nehmen Informationen auf und verarbeiten sie. Damit dies schneller gelingt, ist immer eine gewisse Teilmenge des Gehirns vorgeheizt, um schnelleren Zugriff zu gewähren. Mithilfe von aktivierten Heuristiken können wir uns nun im Alltag zurechtfinden und funktionieren effektiv.
Abschließend sei bemerkt, dass Heuristiken natürlich zahlreiche Formen annehmen können. Eine negative kognitive Grundannahme wäre zum Beispiel auch eine Heuristik. Wenn wir beispielsweise der Ansicht sind, dass uns alle Menschen hassen, so führt diese Heuristik dazu, dass wir vermehrt Informationen aufnehmen, die darauf hinweisen, dass eine Person ein Problem mit uns hat.
Dieses "Modell" ist auch gut verträglich mit biologischen Korrelaten. Beispielsweise lässt sich schon kurz vor unserer Handlung Hirnaktivität beobachten. Diese kann man als Ergebnis des Primings betrachten. Heuristiken lassen sich auch als Netz von Neuronen begreifen. Die Synapsen wachsen und das Neuronennetz wird häufiger zum Einsatz kommen (Siehe Aritkel Spuren im Schnee).
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