Das Jahr 2013 endet und damit studiere ich nun bereits im 3. Semester Psychologie. Nach etwas mehr als einem Jahr Studium habe ich schon einige Erkenntnisse erlangt. Dieser Beitrag soll als Dokumentation meiner eigenen Entwicklung im Studium dienen, über meine Ansichten, über was mich fasziniert und wohin mich mein Weg wohl führt.
Natur Versus Umwelt
Die Debatte Natur versus Umwelt ist eine zentrale in der Psychologie. Was ist wichtiger bei der menschlichen Entwicklung, was zählt mehr? Meiner Meinung nach zählt die Umwelt mehr. Darwins Evolutionstheorie trifft sicher zu - auch beim Menschen. Viele Merkmale des Menschen zeigen in typischen Verhaltensweisen und Einstellungen. Diese werden durch die Sozialisation vermittelt. Ich denke es ist weniger biologisch, wenn sich Männer einer Familie über Generationen ähnlich verhalten. Für mich ist es das Ergebnis der primiären Sozialisation.
Leib-Seele-Problem
Gibt es sowohl Leib als auch Seele? Oder ist der Geist rein biologisch erklärbar? Hier sehe ich mich am besten durch den Komplemtarismus vertreten. Mag der Glaube an die Naturwissenschaft auch eigentlich einen Geist ausschließen, so ist der Geist dennoch unverzichtbar, um bestimmte Aspekte zu erklären. Es braucht beides, sowohl Leib, als auch Seele.
Qualitative versus quantitative Forschung
Als alter Matheliebhaber sollte es nahe liegen, dass ich mich der quantitativen Forschung verpflichtet fühle. Ich muss allerdings sagen, dass es keineswegs ohne qualitative Forschung geht. Die Psychologie muss sich nicht vor Physikern rechtfertigen. Die Psychologie muss den Weg der Forschung gehen, der für sie am besten ist: Und das ist bisher eine Kombination aus beidem.
Welchen Fächern fühle ich mich am nahsten?
Bisher faszinieren mich die Sozialpsychologie und die Kulturpsychologie am meisten. Menschen in Gruppen, der Einfluss der Kultur auf den Menschen und des Menschen auf die Kultur.
Welche Themen faszinieren mich?
Gruppenpsychologie. Wie verhalten sich Menschen in Gruppen, wie lässt sich das erklären, wie entwickelt sich eine Gruppe - eine bestimmte Kultur. Hier sind wir beim zweiten faszinierenden Thema der Kultur. Der Mensch als aktiver Kulturmacher. Kultur ist das was man tut. Gerade, wenn es um das Geschlecht geht, merkt man den immensen Einfluss der Kultur, der man angehört. Was fasst man als männlich auf? Welche Gegenstände, welche Verhaltensweisen, welche Kleidung, Berufe, etc.? Aus dem Zusammenspiel von wenigen Menschen entwickelt sich über die Zeit hinweg ein Repertoire von Verhaltensweisen, Einstellungen, Erwartungen auf die immer weiter wachsende Gruppe. Und das dritte faszinierende Thema ist die Manipulation: Wie kann man einzelne Menschen verändern? Wie kann man selbst eine bestimmte Kultur erzeugen? Wie kann man Massen von Menschen verändern oder dazu bringen sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten?
Wo sehe ich meine Zukunft in der Psychologie?
Aktuell sehe ich sie in der Forschung und in einer Anwendung meiner Forschung. Gerade Präventionsforschung ist interessant. Was ist es in unserer Gesellschaft, was Menschen krank macht. Wie lässt es sich verändern? Dafür möchte ich herausfinden, wie Gruppen funktionieren und was Individuen darin krank macht, inwieweit die Kultur, die Sozialisation dabei eine Rolle spielt & am wichtigsten, was & wie muss manipuliert werden, damit sich die Gesellschaft in eine humane & nachhaltige wandelt.
Dienstag, 31. Dezember 2013
Dienstag, 12. November 2013
Die Deutschen - ein anal retentives Volk
Sigmund Freud. Kein Psychologe kommt an seinen Theorien vorbei, insbesondere nicht am Instanzenmodell oder der psychosexuellen Entwicklung. Die am häufigsten erwähnten Phasen der psychosexuellen Entwicklung sind die orale, die anale und die phallische Phase. Hier soll nur auf die anale Phase eingegangen werden.
Die anale Phase ist eine frühkindliche Phase, die ca. das 2. und 3. Lebensjahr umfasst. Innerhalb dieser Phase lernt das Kind im Konflikt mit den gesellschaftlichen Normen und sein Ich kennen. Die Sauberkeitserziehung spielt hierbei eine große Rolle: Das Ausscheiden von Kot bringt dem Kind in dieser Phase Triebbefriedigung. Eine erfolgreiche Absolvierung der analen Phase zeigt sich darin, dass das Kind lernt nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort diesen Trieb auslebt, es erlent also Kontrolle. Ein Misserfolg zeigt sich u.a. in einem übertriebenen hergeben oder verweigern von Dingen.
Ausgehend von den Phasen beschreibt Freud verschiedene Persönlichkeitsformen. Der anal-retentive Charakter knüpft an ein Überlernen von Kontrolle in der analen Phase an. Er zeigt sich in gewissen Zwängen und in der sogenannten analen Triade: Ordnung/Sauberkeit, Sparsamkeit/Geiz, Eigensinn/Pedanterie.
Ordnung, Sparsamkeit, Pedanterie? Vielleicht stimmen mir Deutsche hier weniger zu, aber Nicht-Deutsche werden mir durchaus zustimmen können, dass sich das verdächtig nach Deutschland anhört. Ob in der Arbeit, den Gesetzen, jeglicher Bürokratie, dem allgemeinen Lebem - Ordnung und Sauberkeit (insbesondere Ordnung!) sind in der deutschen (früher nur dem preußischen Teil, heute ganz Deutschland) Kultur das A & O. Sparsamkeit & Geiz mögen eher den Schwaben zugerechnet werden, wenn man jedoch nur kurz über die Spardiktate die Deutschland über Europa verhängt (sehr wohl mit krasser Zustimmung vieler Deutscher!) und den Widerstand der Deutschen sobald es an ihren Geldbeutel geht denkt, kann der Geiz wohl doch ganz Deutschland zugerechnet werden. Und pedantisch zu sein, also alles immer schön kleinlich und genau zu nehmen gehört unlängst zur deutschen Tradition (man denke mal nur an die Gesetze).
Liegt das Geheimnis der Deutschen, an ihrem wirtschaftlichen Erfolg, ihrem Drang zur Perfektion und Detailliertheit, ihrem Bedürfnis alles und jeden zu regeln, ihrer enormen Spießigkeit und ihrem ungesunden Leistungszwang also schlicht und ergreifend in einer mangelhaft bewältigten analen Phase zugrunde? Werden deutsche Kinder zu früh und zu stark dazu gedrängt ihre Ausscheidungen in den Griff zu bekommen? Würde ein wenig mehr Scheißen (sorry hierfür) aus den Deutschen also ein Volk machen, dass viele andere Völker besser verstehen könnten?
Als Psychologiestudent muss ich wohl mit einem Nein antworten. So leicht scheint es nicht zu sein. Der Zusammenhang zwischen der Sauberkeitserziehung und dem anal retentiven Charakter (und auch allen anderen Phasen und beschriebenen Persönlichkeitstypen) lässt sich kaum empirisch halten. Die Persönlichkeitstypen selbst jedoch, sollen tatsächlich vorkommen. Was das für die Deutschen & den Rest der Welt heißt, soll sich jeder selbst überlegen.
Für mich jedenfalls, vielen Dank hierfür Sigmund Freud, werden die Deutschen absofort ein anal retentives Volk sein.
"Mir scheint, die wichtigste Redensart im Deutschen heißt: Spaß beiseite, Ernst komm her."
Ramanthan Guri
"Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht."
Sigismund von Radecki
Die anale Phase ist eine frühkindliche Phase, die ca. das 2. und 3. Lebensjahr umfasst. Innerhalb dieser Phase lernt das Kind im Konflikt mit den gesellschaftlichen Normen und sein Ich kennen. Die Sauberkeitserziehung spielt hierbei eine große Rolle: Das Ausscheiden von Kot bringt dem Kind in dieser Phase Triebbefriedigung. Eine erfolgreiche Absolvierung der analen Phase zeigt sich darin, dass das Kind lernt nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, an einem bestimmten Ort diesen Trieb auslebt, es erlent also Kontrolle. Ein Misserfolg zeigt sich u.a. in einem übertriebenen hergeben oder verweigern von Dingen.
Ausgehend von den Phasen beschreibt Freud verschiedene Persönlichkeitsformen. Der anal-retentive Charakter knüpft an ein Überlernen von Kontrolle in der analen Phase an. Er zeigt sich in gewissen Zwängen und in der sogenannten analen Triade: Ordnung/Sauberkeit, Sparsamkeit/Geiz, Eigensinn/Pedanterie.
Ordnung, Sparsamkeit, Pedanterie? Vielleicht stimmen mir Deutsche hier weniger zu, aber Nicht-Deutsche werden mir durchaus zustimmen können, dass sich das verdächtig nach Deutschland anhört. Ob in der Arbeit, den Gesetzen, jeglicher Bürokratie, dem allgemeinen Lebem - Ordnung und Sauberkeit (insbesondere Ordnung!) sind in der deutschen (früher nur dem preußischen Teil, heute ganz Deutschland) Kultur das A & O. Sparsamkeit & Geiz mögen eher den Schwaben zugerechnet werden, wenn man jedoch nur kurz über die Spardiktate die Deutschland über Europa verhängt (sehr wohl mit krasser Zustimmung vieler Deutscher!) und den Widerstand der Deutschen sobald es an ihren Geldbeutel geht denkt, kann der Geiz wohl doch ganz Deutschland zugerechnet werden. Und pedantisch zu sein, also alles immer schön kleinlich und genau zu nehmen gehört unlängst zur deutschen Tradition (man denke mal nur an die Gesetze).
Liegt das Geheimnis der Deutschen, an ihrem wirtschaftlichen Erfolg, ihrem Drang zur Perfektion und Detailliertheit, ihrem Bedürfnis alles und jeden zu regeln, ihrer enormen Spießigkeit und ihrem ungesunden Leistungszwang also schlicht und ergreifend in einer mangelhaft bewältigten analen Phase zugrunde? Werden deutsche Kinder zu früh und zu stark dazu gedrängt ihre Ausscheidungen in den Griff zu bekommen? Würde ein wenig mehr Scheißen (sorry hierfür) aus den Deutschen also ein Volk machen, dass viele andere Völker besser verstehen könnten?
Als Psychologiestudent muss ich wohl mit einem Nein antworten. So leicht scheint es nicht zu sein. Der Zusammenhang zwischen der Sauberkeitserziehung und dem anal retentiven Charakter (und auch allen anderen Phasen und beschriebenen Persönlichkeitstypen) lässt sich kaum empirisch halten. Die Persönlichkeitstypen selbst jedoch, sollen tatsächlich vorkommen. Was das für die Deutschen & den Rest der Welt heißt, soll sich jeder selbst überlegen.
Für mich jedenfalls, vielen Dank hierfür Sigmund Freud, werden die Deutschen absofort ein anal retentives Volk sein.
"Mir scheint, die wichtigste Redensart im Deutschen heißt: Spaß beiseite, Ernst komm her."
Ramanthan Guri
"Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht."
Sigismund von Radecki
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Donnerstag, 7. November 2013
Angela Merkel - Weshalb sie wieder gewählt wurde
In den letzten Monaten habe ich mich oft gefragt, warum die Deutschen Angela Merkel wieder gewählt haben. Ihre schwarz-gelbe Regierung versagte in einem Ausmaß, wie schon lange keine Regierung in Deutschland mehr versagt hat: Viele Rücktritte, vermasselte oder fehlende Reformen, keine klare Linie, eine Kanzlerin die nur in Phrasen redet, Minister, die scheinbar ahnungslos in ihrem Gebiet sind, etc.. Dazu kam ein einschläferender Wahlkampf, lustlos und ohne Vision. - Und trotzdem wurde die CDU und Merkel gewählt - beinahe mit absoluter Mehrheit.
Die Popularität Merkels ist allseits bekannt, doch einen wirklichen Grund warum, kann kaum jemand nennen. Sie macht ihre Arbeit gut? Wohl kaum. Sie ist ehrlich zum Volk? Fehlanzeige. Attraktives Äußeres? Kein Kommentar. Wie sehr ich auch rational nachgedacht habe, ich kam nie zu einem Ergebnis, es erschien mir so abwegig weshalb man sie mögen sollte. Bis vor kurzem.
Für die Erklärung ihrer Popularität ist das Konzept der hegemonialen Männlichkeit hilfreich. Hegemoniale Männlichkeit meint die kulturell dominate Form von Männlichkeit. Sie ist sozusagen die Form von Männlichkeit, die Macht hat. Das aktuelle Leitbild der hegemonialen Männlichkeit ist der Homo oeconomicus: der ausschließlich von wirtschaftlichen, Zweckmäßigkeits-Erwägungen geleitete Mensch. Verstand, Vernunft - wirtschaftlich erfolgreich. Er ist das Idealbild des männlichen, weißen, bürgerlichen Menschen.
Dem Leitbild, dem Ideal der hegemonialen Männlichkeit entspricht kaum ein Mensch. Doch es gibt Menschen, die diesem Ideal sehr nahe kommen. Interessanterweise ist die Erfüllung der hegemonialen Männlichkeit nicht nur für Männer hilfreich, sondern auch für Frauen. Hier findet sich möglicherweise der Ursprung für die Popularität Merkels. Früher noch, war sie ungepflegt, rebellisch, relativ unbekannt. Mit steigendem Machtambitionen näherte sich ihr Image und Äußeres jedoch immer näher dem Homo oeconomicus an. Gleichzeitig stieg ihre Popularität.
In der öffentlichen Wahrnehmung wird Merkel teilweise als kühl, als durchdacht beschrieben. Sie wählt den "wirtschaftlich vernünftigen Weg". Es gibt keine Ausnahmen, keine Schwäche. Merkel präsentiert sich beinahe als Prototyp der hegemonialen Männlichkeit. Das wirkt. Ob man sich dessen bewusst ist, oder nicht, die Erfüllung der hegemonialen Männlichkeit wird in der Gesellschaft als erstrebenswert angesehen. Wer sie erfüllt hat Macht und Ansehen.
Quintessenz:
Angela Merkel erfüllt das Bild der hegemonialen, der mächtigen dominaten Männlichkeit. Diese Erfüllung spiegelt sich in ihrer Popularität wider.
Die Popularität Merkels ist allseits bekannt, doch einen wirklichen Grund warum, kann kaum jemand nennen. Sie macht ihre Arbeit gut? Wohl kaum. Sie ist ehrlich zum Volk? Fehlanzeige. Attraktives Äußeres? Kein Kommentar. Wie sehr ich auch rational nachgedacht habe, ich kam nie zu einem Ergebnis, es erschien mir so abwegig weshalb man sie mögen sollte. Bis vor kurzem.
Für die Erklärung ihrer Popularität ist das Konzept der hegemonialen Männlichkeit hilfreich. Hegemoniale Männlichkeit meint die kulturell dominate Form von Männlichkeit. Sie ist sozusagen die Form von Männlichkeit, die Macht hat. Das aktuelle Leitbild der hegemonialen Männlichkeit ist der Homo oeconomicus: der ausschließlich von wirtschaftlichen, Zweckmäßigkeits-Erwägungen geleitete Mensch. Verstand, Vernunft - wirtschaftlich erfolgreich. Er ist das Idealbild des männlichen, weißen, bürgerlichen Menschen.
Dem Leitbild, dem Ideal der hegemonialen Männlichkeit entspricht kaum ein Mensch. Doch es gibt Menschen, die diesem Ideal sehr nahe kommen. Interessanterweise ist die Erfüllung der hegemonialen Männlichkeit nicht nur für Männer hilfreich, sondern auch für Frauen. Hier findet sich möglicherweise der Ursprung für die Popularität Merkels. Früher noch, war sie ungepflegt, rebellisch, relativ unbekannt. Mit steigendem Machtambitionen näherte sich ihr Image und Äußeres jedoch immer näher dem Homo oeconomicus an. Gleichzeitig stieg ihre Popularität.
In der öffentlichen Wahrnehmung wird Merkel teilweise als kühl, als durchdacht beschrieben. Sie wählt den "wirtschaftlich vernünftigen Weg". Es gibt keine Ausnahmen, keine Schwäche. Merkel präsentiert sich beinahe als Prototyp der hegemonialen Männlichkeit. Das wirkt. Ob man sich dessen bewusst ist, oder nicht, die Erfüllung der hegemonialen Männlichkeit wird in der Gesellschaft als erstrebenswert angesehen. Wer sie erfüllt hat Macht und Ansehen.
Quintessenz:
Angela Merkel erfüllt das Bild der hegemonialen, der mächtigen dominaten Männlichkeit. Diese Erfüllung spiegelt sich in ihrer Popularität wider.
Mittwoch, 30. Oktober 2013
Weshalb ich mich als Bayer fühle
Bayern. Der Freistaat im Südosten Deutschlands ist das Paradies für den einen, eine verquere Paralellwelt für den anderen. Für mich ist er Heimat und eine Teil meiner sozialen Identität. Doch weshalb eigentlich?
Das Bayer-Sein ist etwas, was mich selbst definiert hier in meinem Studienort. Es unterscheidet mich von manchen, es vereint mich mit vielen. Bayer zu sein ist eine optimal distinkte Gruppe. Doch was bedeutet dieses optimal distinkt? Optimale Distinkitheit meint, dass eine Gruppenzugehörigkeit die eigene Person so einordnen lässt, dass sie weder zu wässrig, noch zu exklusiv ist. Eine optimal distinke Gruppe ermöglicht es sich selbst zu kategorisieren - und das ist immens wichtig.
Der Geist arbeitet stark mit Kategorien. Die Welt ist immens komplex und Kategorien helfen dabei dieses Komplexität zu vereinfachen. Das Denken in Schuhbladen ist ein großes Problem eines jeden Menschen, aber auch eine extrem nützliche. Müssten wir in jedem Moment darüber nachdenken, wer wir sind, wer die anderen sind, was bestimmte Gegenstände oder schlicht und ergreifend bestimmte Reize bedeuten - wir wären überlastet und könnten nicht funktionieren. Überleben wäre nur schwer möglich.
Wie ist eine solche Kategorie aufgebaut? Meistens werden Kategorien mithilfe von Prototypen gebildet. Prototypen sind Beispiele, die besonders treffend den Inhalt der Kategorie repräsentieren. Eine Kategorie enthält bestimmte Merkmale. Ein Prototyp vereinigt diese Merkmale.
Wie sieht nun die Kategorie, oder auch der Prototyp eines Bayers aus? Schnell denkt man sicher an das Biertrinken, Lederhosen, die Heiterkeit des Oktoberfests, an eine eher konservative, traditionelle und stolze Person, an den derben baierschen Dialekt, an dörfliches Leben, an eine gewisse Eigenartigkeit, an Bärte, Blasmusik, etc.. Das Bayer-Sein impliziert also eine ganze Kette von unterschiedlichsten Eigenschaften.
Diese Kette von Eigenschaften ist es wohl, was das Bayer-sein für mich selbst zur optimal distinkten Gruppe macht. Dörflich, gar bäuerlich aufgewachsen verfüge ich über eine gewisse "Ungehobelheit", die konservativen Züge meiner Familie sind auch an mir nicht vorübergegangen. In einer Weltstadt zu leben, in der so viele unterschiedliche Herkünfte, sowohl national, regional, als auch sprachlich, ständisch, etc. zusammenkommen, lässt mich spüren, dass ich anders bin und doch gleich wie viele andere. Doch inwiefern?
Es ist das Bayer-sein, was mir diese Frage beantwortet. Bayer zu sein bedeutet für mich verbunden zu sein mit vielen tollen Menschen und mich dennoch von anderen zu unterscheiden. Es bedeutet an meiner Heimat zu hängen, es steht für zahlreiche Erfahrungen und Erlebnisse in meiner Biografie und hilft mir diese und auch neue Erfahrungen zu deuten.
Deshalb fühle ich mich als Bayer.
"Vergiss niemals die Heimat, wo deine Wiege stand - du findest in der Fremde kein zweites Heimatland."
Das Bayer-Sein ist etwas, was mich selbst definiert hier in meinem Studienort. Es unterscheidet mich von manchen, es vereint mich mit vielen. Bayer zu sein ist eine optimal distinkte Gruppe. Doch was bedeutet dieses optimal distinkt? Optimale Distinkitheit meint, dass eine Gruppenzugehörigkeit die eigene Person so einordnen lässt, dass sie weder zu wässrig, noch zu exklusiv ist. Eine optimal distinke Gruppe ermöglicht es sich selbst zu kategorisieren - und das ist immens wichtig.
Der Geist arbeitet stark mit Kategorien. Die Welt ist immens komplex und Kategorien helfen dabei dieses Komplexität zu vereinfachen. Das Denken in Schuhbladen ist ein großes Problem eines jeden Menschen, aber auch eine extrem nützliche. Müssten wir in jedem Moment darüber nachdenken, wer wir sind, wer die anderen sind, was bestimmte Gegenstände oder schlicht und ergreifend bestimmte Reize bedeuten - wir wären überlastet und könnten nicht funktionieren. Überleben wäre nur schwer möglich.
Wie ist eine solche Kategorie aufgebaut? Meistens werden Kategorien mithilfe von Prototypen gebildet. Prototypen sind Beispiele, die besonders treffend den Inhalt der Kategorie repräsentieren. Eine Kategorie enthält bestimmte Merkmale. Ein Prototyp vereinigt diese Merkmale.
Wie sieht nun die Kategorie, oder auch der Prototyp eines Bayers aus? Schnell denkt man sicher an das Biertrinken, Lederhosen, die Heiterkeit des Oktoberfests, an eine eher konservative, traditionelle und stolze Person, an den derben baierschen Dialekt, an dörfliches Leben, an eine gewisse Eigenartigkeit, an Bärte, Blasmusik, etc.. Das Bayer-Sein impliziert also eine ganze Kette von unterschiedlichsten Eigenschaften.
Diese Kette von Eigenschaften ist es wohl, was das Bayer-sein für mich selbst zur optimal distinkten Gruppe macht. Dörflich, gar bäuerlich aufgewachsen verfüge ich über eine gewisse "Ungehobelheit", die konservativen Züge meiner Familie sind auch an mir nicht vorübergegangen. In einer Weltstadt zu leben, in der so viele unterschiedliche Herkünfte, sowohl national, regional, als auch sprachlich, ständisch, etc. zusammenkommen, lässt mich spüren, dass ich anders bin und doch gleich wie viele andere. Doch inwiefern?
Es ist das Bayer-sein, was mir diese Frage beantwortet. Bayer zu sein bedeutet für mich verbunden zu sein mit vielen tollen Menschen und mich dennoch von anderen zu unterscheiden. Es bedeutet an meiner Heimat zu hängen, es steht für zahlreiche Erfahrungen und Erlebnisse in meiner Biografie und hilft mir diese und auch neue Erfahrungen zu deuten.
Deshalb fühle ich mich als Bayer.
"Vergiss niemals die Heimat, wo deine Wiege stand - du findest in der Fremde kein zweites Heimatland."
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Mittwoch, 3. Juli 2013
Warum auch wir zum Überwachungsstaat werden
Edward Snowden, ein Whistleblower. Für mich ist er ein Held, denn er hat das einzig richtige getan: Er hat der Welt gesagt, wie schlimm es wirklich ist.
In den USA ist der Überwachungsstaat schon weit forgeschritten. Man mag meinen, dass dies an der Mentalität des Amerikaners liegt. Schon immer war er ängstlich, seine Geschichte besteht schließlich fast nur aus Angst und Macht. Doch auch bei uns wird der Überwachungsstaat kommen. Wenige werden sich wehren. Wenige werden es überhaupt bemerken - außer man führt ihn kurzfristig ein.
Wir sind schon weit: Wir hatten schon die Vorratsdatenspeicherung, den großen Lauschangriff, weitflächige Videoüberwachung, etc. Doch kaum jemand schert sich darüber. Und das ist kein Wunder.
Der Mensch gewöhnt sich an alles. Lang einwirkende Reize werden irgendwann unterdrückt, wir habituieren. Der Trick ist einfach nur lang genug zu warten. Unsere Wahrnehmung verändert sich mit jeder neuen Information. Das ist zum einen ein Vorteil, zum anderen kann man dadurch aber auch einen jeden Schweinestaat, eine jede bosartige Gesellschaft, eine jede böse Tat zum Alltag, zur Norm machen.
Bezugssysteme: Wir verstehen unsere Welt, indem wir ihre Bestandteile aufeinander beziehen. Die hohe Lautstärke in einer Disco wird z.B. dadurch verständlich, dass wir sie mit Licht, Leuten, Musikanlagen, etc. in Bezug setzen.
Bezugssysteme sind ein möglicher Wert der Erklärung dieser Gewöhnung. Bezugssysteme werden von einem bestimmten Ankerpunkt aus gebildet. Dieser entspricht dem mittleren Niveau eines Reizes. Ein Geräusch wirkt dann laut, wenn die mittlere Lautstärke unter diesem Geräusch liegt. Der Überwachungsskandal der NSA, der USA liegt aktuell über unserem mittleren Punkt der Überwachung. Kein Wunder, dass viele nun aufschreien. Doch der Ankerpunkt wird sich verändern. Die Überwachung wird noch stärker werden uns irgendwann verschiebt sich auch das mittlere Niveau. Ein Überwachungskandal wie der jetzige, wird dann zum Normalzustand. Niemand wird aufschreien, niemand wird sich darum scheren, weil unsere Wahrnehmung sich verändert hat.
Dieses Wissen ist wertvoll. Denn es sagt uns ganz klar: Wir müssen jetzt reagieren, denn sonst haben wir uns bald daran gewöhnt. In diesem Sinne finde ich es sogar sinnvoll Adolf Hitler zu erwähnen. Auch er ging Schritt für Schritt vor. Immer kleine Skandale, die Leute gewöhnten sich daran und irgendwann gab es dann Nazideutschland.
Mein Ratschlag für die aktuelle Situation ist: Sanktionen gegenüber der USA, Verschärfung der Verfassungen unserer Staaten. Es hat keinen Sinn nett mit der USA zu reden. Schon bald wird die Schweinerei wieder normal sein und es wird den nächsten Skandal geben. Es liegt an uns Europäern die USA in ihre Schranken zu weisen. Ich rede hier von wirtschaftlichen Sanktionen, von Einbestellung des amerikanischen Botschafters, von klaren Worten an die USA: So geht es nicht.
Und noch viel wichtiger ist die Verschärfung unserer Verfassungen. Das Überwachungsverbot muss in jedem Staat in die Grundrechte. Und es darf keine Möglichkeiten geben es zu umgehen. Denn wir werden uns daran gewöhnen uns dann gibt es nur eines was uns vor dem Überwachungsstaat retten kann: Das Gesetz, die Verfassung.
Dies ist sicherlich ein recht politischer Beitrag, aber ich halte ihn für nötig. Es kann kaum jemand die Interesse daran haben, in einem Überwachungsstaat zu leben.
Quintessenz:
Der Mensch gewöhnt sich schnell an alles, jede Schweinerei, jede noch so böse Tat, solange man es nur langsam genug macht. Das ist der Grund weshalb auch wir den Überwachungsstaat bekommen werden, wenn wir uns nicht sofort wehren.
"Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren."
Benjamin Franklin
In den USA ist der Überwachungsstaat schon weit forgeschritten. Man mag meinen, dass dies an der Mentalität des Amerikaners liegt. Schon immer war er ängstlich, seine Geschichte besteht schließlich fast nur aus Angst und Macht. Doch auch bei uns wird der Überwachungsstaat kommen. Wenige werden sich wehren. Wenige werden es überhaupt bemerken - außer man führt ihn kurzfristig ein.
Wir sind schon weit: Wir hatten schon die Vorratsdatenspeicherung, den großen Lauschangriff, weitflächige Videoüberwachung, etc. Doch kaum jemand schert sich darüber. Und das ist kein Wunder.
Der Mensch gewöhnt sich an alles. Lang einwirkende Reize werden irgendwann unterdrückt, wir habituieren. Der Trick ist einfach nur lang genug zu warten. Unsere Wahrnehmung verändert sich mit jeder neuen Information. Das ist zum einen ein Vorteil, zum anderen kann man dadurch aber auch einen jeden Schweinestaat, eine jede bosartige Gesellschaft, eine jede böse Tat zum Alltag, zur Norm machen.
Bezugssysteme: Wir verstehen unsere Welt, indem wir ihre Bestandteile aufeinander beziehen. Die hohe Lautstärke in einer Disco wird z.B. dadurch verständlich, dass wir sie mit Licht, Leuten, Musikanlagen, etc. in Bezug setzen.
Bezugssysteme sind ein möglicher Wert der Erklärung dieser Gewöhnung. Bezugssysteme werden von einem bestimmten Ankerpunkt aus gebildet. Dieser entspricht dem mittleren Niveau eines Reizes. Ein Geräusch wirkt dann laut, wenn die mittlere Lautstärke unter diesem Geräusch liegt. Der Überwachungsskandal der NSA, der USA liegt aktuell über unserem mittleren Punkt der Überwachung. Kein Wunder, dass viele nun aufschreien. Doch der Ankerpunkt wird sich verändern. Die Überwachung wird noch stärker werden uns irgendwann verschiebt sich auch das mittlere Niveau. Ein Überwachungskandal wie der jetzige, wird dann zum Normalzustand. Niemand wird aufschreien, niemand wird sich darum scheren, weil unsere Wahrnehmung sich verändert hat.
Dieses Wissen ist wertvoll. Denn es sagt uns ganz klar: Wir müssen jetzt reagieren, denn sonst haben wir uns bald daran gewöhnt. In diesem Sinne finde ich es sogar sinnvoll Adolf Hitler zu erwähnen. Auch er ging Schritt für Schritt vor. Immer kleine Skandale, die Leute gewöhnten sich daran und irgendwann gab es dann Nazideutschland.
Mein Ratschlag für die aktuelle Situation ist: Sanktionen gegenüber der USA, Verschärfung der Verfassungen unserer Staaten. Es hat keinen Sinn nett mit der USA zu reden. Schon bald wird die Schweinerei wieder normal sein und es wird den nächsten Skandal geben. Es liegt an uns Europäern die USA in ihre Schranken zu weisen. Ich rede hier von wirtschaftlichen Sanktionen, von Einbestellung des amerikanischen Botschafters, von klaren Worten an die USA: So geht es nicht.
Und noch viel wichtiger ist die Verschärfung unserer Verfassungen. Das Überwachungsverbot muss in jedem Staat in die Grundrechte. Und es darf keine Möglichkeiten geben es zu umgehen. Denn wir werden uns daran gewöhnen uns dann gibt es nur eines was uns vor dem Überwachungsstaat retten kann: Das Gesetz, die Verfassung.
Dies ist sicherlich ein recht politischer Beitrag, aber ich halte ihn für nötig. Es kann kaum jemand die Interesse daran haben, in einem Überwachungsstaat zu leben.
Quintessenz:
Der Mensch gewöhnt sich schnell an alles, jede Schweinerei, jede noch so böse Tat, solange man es nur langsam genug macht. Das ist der Grund weshalb auch wir den Überwachungsstaat bekommen werden, wenn wir uns nicht sofort wehren.
"Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren."
Benjamin Franklin
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Donnerstag, 27. Juni 2013
Warum der Therapeut nicht die Lösung ist
Lange ist es her, seitdem ich das letzte Mal hier gepostet habe. Das 2. Semester neigt sich zuende und ich merke immer mehr: Der Psychotherapeut ist nicht das Ziel.
Er ist deshalb nicht das Ziel, weil er auf der falschen Seite des Problems steht.
"Es ist kein Maß für Gesundheit in einer zutiefst kranken Gesellschaft gut angepasst zu sein."
Dieses Zitat von Jiddu Krishnamurti beschreibt kurz und knapp weshalb der Therapeut auf der falschen Seite des Problems steht. Therapie hilft meistens dem Menschen sich an die Gesellschaft anzupassen. Aber ist es wirklich erstrebenswert sich an eine Gesellschaft anzupassen, die krank macht?
Der Therapeut kümmert sich um die, die bereits verletzt sind, die Hilfe brauchen, das ist gut, aber es darf nicht die Lösung sein. Es betreibt nicht mehr als Symptombehandlung. Leider Gottes hält der Therapeut durch seine Möglichkeit der "Heilung" eine kranke Gesellschaft aufrecht.
Eine Frage ist nun natürlich: Ist unsere Gesellschaft wirklich so schlimm? Meine Antwort darauf ist: Sie ist sicher nicht die schlimmstmöglichste, aber dennoch keine gute Gesellschaft. Wir haben Wohlstand, wir müssen nicht hungern, doch wir werden nicht mehr glücklich. Wir idealisieren die Liebe. Wir suchen unser ganzes Leben nach dem Sinn, währenddessen wir dem Lauf der Gesellschaft folgen.
Ich möchte kein Teil der Aufrechterhaltung dieser Gesellschaft sein. Ich möchte dem Menschen wahrlich helfen. Doch wie soll das gelingen?
Fakt ist: Der Mensch ist mehr durch die Gesellschaft determiniert, als er denkt. Klarer wird dieser Sachverhalt vielleicht, wenn wir über Kultur und nicht über Gesellschaft sprechen. Kultur - das ist das was wir tun. Sie zeig sich in perfomativen Handlungen. Jeder Einzelne von uns lebt in verschiedenen kulturellen Welten, jeder Einzelne von uns hält jeden Tag eine bestimmte kulturelle Welt aufrecht. Wir handeln nach den Regeln dieser kulturellen Welten. Sei es die Apple Kultur, sei es der Kapitalismus oder einfach nur unsere Herkunftsmentalität.
Fakt ist auch: Es liegt an uns diese kulturellen Welten zu verändern. Kultur ist nichts, was feststeht. Sie hat wenig mit barocken Kirchen zu tun, noch weniger mit Musik. Kultur ist nicht mehr, als das was wir jeden Tag tun. Und wir können jeden Tag etwas ändern.
Insbesondere in Städten scheint es normal zu sein fremde Leute nicht anzulächeln. Das Nichtlächeln ist Teil dieser kulturellen Welt. Doch, gefällt es uns wirklich, dass wir alle mit ernster Miene durch unser Leben gehen? Schon allein ein Lächeln, ein freundliches Grüßen am Morgen kann eine kulturelle Welt ändern.
Es liegt an jedem Einzelnen von uns sich entgegen der kulturellen Welt zu verhalten. Veränderungen beginnen bei einer Person. Eine Person überzeugt nur 5 Menschen, die vielleicht weitere 5 Menschen überzeugen. Und nach einiger Zeit ist die neue Handlung, das Lächeln, normal in der kulturellen Welt des Stadtlebens.
Nicht die Therapeuten können uns helfen, es liegt an jedem Einzelnem von uns.
Ich selbst möchte auf der anderen Seite des Problems stehen. Ich möchte psychiche Störungen verhindern. Burnout, Depressionen, Bindungsstörungen, etc.. All diese Störungen ließen sich gut reduzieren, wenn wir die Gesellschaft, unsere Kultur verändern.
Ich kann mich fürs Erste nur wie jeder Andere anders verhalten, anders als sich die Masse verhält. Doch mein Studium bietet mir die Chance weitere Möglichkeiten zur Veränderungen zu erlernen. Das ist mein Ziel: Eine bessere Gesellschaft, eine bessere Kultur.
Er ist deshalb nicht das Ziel, weil er auf der falschen Seite des Problems steht.
"Es ist kein Maß für Gesundheit in einer zutiefst kranken Gesellschaft gut angepasst zu sein."
Dieses Zitat von Jiddu Krishnamurti beschreibt kurz und knapp weshalb der Therapeut auf der falschen Seite des Problems steht. Therapie hilft meistens dem Menschen sich an die Gesellschaft anzupassen. Aber ist es wirklich erstrebenswert sich an eine Gesellschaft anzupassen, die krank macht?
Der Therapeut kümmert sich um die, die bereits verletzt sind, die Hilfe brauchen, das ist gut, aber es darf nicht die Lösung sein. Es betreibt nicht mehr als Symptombehandlung. Leider Gottes hält der Therapeut durch seine Möglichkeit der "Heilung" eine kranke Gesellschaft aufrecht.
Eine Frage ist nun natürlich: Ist unsere Gesellschaft wirklich so schlimm? Meine Antwort darauf ist: Sie ist sicher nicht die schlimmstmöglichste, aber dennoch keine gute Gesellschaft. Wir haben Wohlstand, wir müssen nicht hungern, doch wir werden nicht mehr glücklich. Wir idealisieren die Liebe. Wir suchen unser ganzes Leben nach dem Sinn, währenddessen wir dem Lauf der Gesellschaft folgen.
Ich möchte kein Teil der Aufrechterhaltung dieser Gesellschaft sein. Ich möchte dem Menschen wahrlich helfen. Doch wie soll das gelingen?
Fakt ist: Der Mensch ist mehr durch die Gesellschaft determiniert, als er denkt. Klarer wird dieser Sachverhalt vielleicht, wenn wir über Kultur und nicht über Gesellschaft sprechen. Kultur - das ist das was wir tun. Sie zeig sich in perfomativen Handlungen. Jeder Einzelne von uns lebt in verschiedenen kulturellen Welten, jeder Einzelne von uns hält jeden Tag eine bestimmte kulturelle Welt aufrecht. Wir handeln nach den Regeln dieser kulturellen Welten. Sei es die Apple Kultur, sei es der Kapitalismus oder einfach nur unsere Herkunftsmentalität.
Fakt ist auch: Es liegt an uns diese kulturellen Welten zu verändern. Kultur ist nichts, was feststeht. Sie hat wenig mit barocken Kirchen zu tun, noch weniger mit Musik. Kultur ist nicht mehr, als das was wir jeden Tag tun. Und wir können jeden Tag etwas ändern.
Insbesondere in Städten scheint es normal zu sein fremde Leute nicht anzulächeln. Das Nichtlächeln ist Teil dieser kulturellen Welt. Doch, gefällt es uns wirklich, dass wir alle mit ernster Miene durch unser Leben gehen? Schon allein ein Lächeln, ein freundliches Grüßen am Morgen kann eine kulturelle Welt ändern.
Es liegt an jedem Einzelnen von uns sich entgegen der kulturellen Welt zu verhalten. Veränderungen beginnen bei einer Person. Eine Person überzeugt nur 5 Menschen, die vielleicht weitere 5 Menschen überzeugen. Und nach einiger Zeit ist die neue Handlung, das Lächeln, normal in der kulturellen Welt des Stadtlebens.
Nicht die Therapeuten können uns helfen, es liegt an jedem Einzelnem von uns.
Ich selbst möchte auf der anderen Seite des Problems stehen. Ich möchte psychiche Störungen verhindern. Burnout, Depressionen, Bindungsstörungen, etc.. All diese Störungen ließen sich gut reduzieren, wenn wir die Gesellschaft, unsere Kultur verändern.
Ich kann mich fürs Erste nur wie jeder Andere anders verhalten, anders als sich die Masse verhält. Doch mein Studium bietet mir die Chance weitere Möglichkeiten zur Veränderungen zu erlernen. Das ist mein Ziel: Eine bessere Gesellschaft, eine bessere Kultur.
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Studium,
Therapie
Sonntag, 31. März 2013
Wieso unsere Beziehungen nicht mehr halten
"Wir wachen auf mit immer anderen Geliebten, von denen wir dachten, dass wir sie nie verlassen..."
Frida Gold stellt in ihrem Lied viele Fragen, die die Menschen heutzutage quälen. Wovon sollen wir träumen? Woran können wir glauben? Wieso zerbrechen unsere Beziehungen? Wir befinden uns in einer Zeit, in der nichts mehr sicher zu sein scheint. Wieso ist das so? Um dies zu begreifen begibt sich der heutige Beitrag auf eine eher soziologische/historische Ebene.
Es sollte niemanden verwundern, dass heutige Beziehungen anders sind als Beziehungen in früheren Zeiten. Die Gesellschaft hat sich bis zur modernen Zeit mehrmals grundlegend verändert.
Noch zu Beginn des 18.Jahrhunderst war die Familie eine Produktionsfamilie. Man lebte zusammen, um zu überleben. Die entscheidenden Krtierien waren Arbeitskraft und Besitz von Land. Es heirateten keine Einzelpersonen, sondern viel mehr Familien. Kinder wurden gezeugt, um mehr Arbeitskräfte zu besitzen. Liebe wäre zu dieser Zeit eher schändlich als hilfreich gewesen. Streit, das Zerbrechen einer Beziehung hätte schnell zum Tode führen können, also blieb man zusammen.
(Anmerkung: Natürlich ist die Religion auch wichtig, aber der Drang zu Überleben ist eindeutig der wichtigste Grund.)
Mit dem Aufblühen der Industrie, der industriellen Revolutlion, änderte sich die Beziehung zum ersten Mal grundlegend. Die Produktionsfamilie wurde überflüssig, allen voran die produzierende Frau. Die sogenannte Kleinfamilie entstand. Nun spielte Liebe eine Rolle. Es heirateten nicht mehr Familien sondern Personen. In dieser noch sehr religiösen Zeit heiratete man, um seine seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Frau war für den Haushalt zuständig, der zur damaligen Zeit noch eine tatsächliche Vollzeitarbeit war, der Mann ging arbeiten. So entstand das Klischee der "guten Hausfrau". Beziehungen beruhten auf einem Abhängigkeitsverhältnis: Die Frau brauchte den Mann, um zu überleben, der Mann brauchte die Frau für den Haushalt. Durch dieses Abhängigkeitsverhältnis waren Scheidungen die Ausnahme.
Mit voranschreitender Modernisierung änderten sich Beziehungen ein weiteres Mal. Durch das Erfinden immer weiterer Haushaltsmaschinen wurde die Hausarbeit zunehmend leichter. Dies führte zu einer Abwertung der häuslichen Arbeit der Frau. Im Zuge der Emanzipation entwickelte sich die Frau von der Hausfrau zu einer dem Mann gleichwertigen Arbeitskraft. Die Wirtschaft forderte das Individuum. Gebundene Menschen, gerade Hausfrauen, waren nicht länger erwünscht. In der heutigen sogenannten postmodernen Familie ist das traditionelle Abhängigkeitsverhältnis aufgelöst. Dies führt neben der "problemlosen" Befriedigung sexueller Bedürfnisse zu einer gewissen "Unnötigkeit" von Beziehungen.
Ehen sind heute primär nur noch für Kinder nötig, d.h. man heiratet, wenn man Kinder möchte. Kinder führen aber dennoch nicht zum Erhalt der Beziehung. Der heutige individuelle Mensch sucht nach dem perfekten Partner, der ewigen Bindung. Man könnte sagen: Der Druck der Wirtschaft sich nicht zu binden führt dazu, dass man noch viel mehr nach Bindung sucht. Da es aber weder zum Überleben, noch für die Sexualität nötig ist eine Beziehung zu führen und zudem Bindung in der ökonomisierten Welt als schändlich betrachtet wird, ist nur noch eine "perfekte" Bindung erstrebenswert. Stellt man fest, dass der Partner den eigenen Idealen nicht entspricht, so wird er als Belastung wahrgenommen, was oft zur Trennung führt.
Auch die Rolle der Kinder hat sich geändert. Waren sie früher noch für die Produktion wichtig, so dienen sie heute dem Bedürfnis des Menschen etwas zu hinterlassen. Man verspricht sich im Kind die Lebenserfüllung. Es wäre nun annehmbar, dass die Anzahl der Kinder deshalb steigen müsste. Dies trifft jedoch nicht zu, da die lebenserfüllende Funktion von Kindern meist schon mit einem oder 2 Kinder abgeschlossen ist.
Letztendlich hat sich die Gesellschaft zu einer "Flexibilitätsgesellschaft" verändert. Der ökonomisierte Mensch muss sich anpassen, um weiter zu kommen, Bindungen, Sicherheiten sind gesellschaftlich nicht erwünscht. Diese Unerwünschtheit von Bindung und ihre gleichzeitige Idealisierung führt wohl letztendlich zu unserer Sinnsuche.
Quintessenz:
Da weder Sexualität, noch der Drang zu Überleben uns zu Beziehungen zwingt bliebt nur die Liebe. Da Bindungen aber in der heutigen Zeit unpraktisch sind, sind nur noch perfekte Beziehungen erstrebenswert. Hält eine Beziehung diesem Ideal der Perfektion nicht stand, so wird die Bindung als belastend empfunden und die Beziehung beendet.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
Franz Kafka
"Willst Du Dein Land verändern,
Frida Gold stellt in ihrem Lied viele Fragen, die die Menschen heutzutage quälen. Wovon sollen wir träumen? Woran können wir glauben? Wieso zerbrechen unsere Beziehungen? Wir befinden uns in einer Zeit, in der nichts mehr sicher zu sein scheint. Wieso ist das so? Um dies zu begreifen begibt sich der heutige Beitrag auf eine eher soziologische/historische Ebene.
Es sollte niemanden verwundern, dass heutige Beziehungen anders sind als Beziehungen in früheren Zeiten. Die Gesellschaft hat sich bis zur modernen Zeit mehrmals grundlegend verändert.
Noch zu Beginn des 18.Jahrhunderst war die Familie eine Produktionsfamilie. Man lebte zusammen, um zu überleben. Die entscheidenden Krtierien waren Arbeitskraft und Besitz von Land. Es heirateten keine Einzelpersonen, sondern viel mehr Familien. Kinder wurden gezeugt, um mehr Arbeitskräfte zu besitzen. Liebe wäre zu dieser Zeit eher schändlich als hilfreich gewesen. Streit, das Zerbrechen einer Beziehung hätte schnell zum Tode führen können, also blieb man zusammen.
(Anmerkung: Natürlich ist die Religion auch wichtig, aber der Drang zu Überleben ist eindeutig der wichtigste Grund.)
Mit dem Aufblühen der Industrie, der industriellen Revolutlion, änderte sich die Beziehung zum ersten Mal grundlegend. Die Produktionsfamilie wurde überflüssig, allen voran die produzierende Frau. Die sogenannte Kleinfamilie entstand. Nun spielte Liebe eine Rolle. Es heirateten nicht mehr Familien sondern Personen. In dieser noch sehr religiösen Zeit heiratete man, um seine seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Frau war für den Haushalt zuständig, der zur damaligen Zeit noch eine tatsächliche Vollzeitarbeit war, der Mann ging arbeiten. So entstand das Klischee der "guten Hausfrau". Beziehungen beruhten auf einem Abhängigkeitsverhältnis: Die Frau brauchte den Mann, um zu überleben, der Mann brauchte die Frau für den Haushalt. Durch dieses Abhängigkeitsverhältnis waren Scheidungen die Ausnahme.
Mit voranschreitender Modernisierung änderten sich Beziehungen ein weiteres Mal. Durch das Erfinden immer weiterer Haushaltsmaschinen wurde die Hausarbeit zunehmend leichter. Dies führte zu einer Abwertung der häuslichen Arbeit der Frau. Im Zuge der Emanzipation entwickelte sich die Frau von der Hausfrau zu einer dem Mann gleichwertigen Arbeitskraft. Die Wirtschaft forderte das Individuum. Gebundene Menschen, gerade Hausfrauen, waren nicht länger erwünscht. In der heutigen sogenannten postmodernen Familie ist das traditionelle Abhängigkeitsverhältnis aufgelöst. Dies führt neben der "problemlosen" Befriedigung sexueller Bedürfnisse zu einer gewissen "Unnötigkeit" von Beziehungen.
Ehen sind heute primär nur noch für Kinder nötig, d.h. man heiratet, wenn man Kinder möchte. Kinder führen aber dennoch nicht zum Erhalt der Beziehung. Der heutige individuelle Mensch sucht nach dem perfekten Partner, der ewigen Bindung. Man könnte sagen: Der Druck der Wirtschaft sich nicht zu binden führt dazu, dass man noch viel mehr nach Bindung sucht. Da es aber weder zum Überleben, noch für die Sexualität nötig ist eine Beziehung zu führen und zudem Bindung in der ökonomisierten Welt als schändlich betrachtet wird, ist nur noch eine "perfekte" Bindung erstrebenswert. Stellt man fest, dass der Partner den eigenen Idealen nicht entspricht, so wird er als Belastung wahrgenommen, was oft zur Trennung führt.
Auch die Rolle der Kinder hat sich geändert. Waren sie früher noch für die Produktion wichtig, so dienen sie heute dem Bedürfnis des Menschen etwas zu hinterlassen. Man verspricht sich im Kind die Lebenserfüllung. Es wäre nun annehmbar, dass die Anzahl der Kinder deshalb steigen müsste. Dies trifft jedoch nicht zu, da die lebenserfüllende Funktion von Kindern meist schon mit einem oder 2 Kinder abgeschlossen ist.
Letztendlich hat sich die Gesellschaft zu einer "Flexibilitätsgesellschaft" verändert. Der ökonomisierte Mensch muss sich anpassen, um weiter zu kommen, Bindungen, Sicherheiten sind gesellschaftlich nicht erwünscht. Diese Unerwünschtheit von Bindung und ihre gleichzeitige Idealisierung führt wohl letztendlich zu unserer Sinnsuche.
Quintessenz:
Da weder Sexualität, noch der Drang zu Überleben uns zu Beziehungen zwingt bliebt nur die Liebe. Da Bindungen aber in der heutigen Zeit unpraktisch sind, sind nur noch perfekte Beziehungen erstrebenswert. Hält eine Beziehung diesem Ideal der Perfektion nicht stand, so wird die Bindung als belastend empfunden und die Beziehung beendet.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
Franz Kafka
"Willst Du Dein Land verändern,
verändere Deine Stadt.
Willst Du Deine Stadt verändern,
verändere Deine Straße.
Willst Du Deine Straße verändern,
verändere Dein Haus.
Willst Du Dein Haus verändern,
verändere Dich selbst."
Arabisches Sprichtwort
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Dienstag, 26. Februar 2013
Das große ? - Bewusstsein
Das Gehirn - Neuronen, abermillionen Neuronen. Ich denke; Aktionpotentiale werden ausgelöst, laufen die Axone entlang bis zur Synapse. Neurotransmitter werden ausgeschüttet und stimulieren Dendriten. Wieder und wieder und wieder. Immer das selbe. Ich denke.
Aber wie?
Wie kann ich Worte denken? Wie kann ein weitergeleitetes Aktionpotential, ein wenig elektrische Stimulation mein Bewusstsein erschaffen? Die Antwort auf diese Frage ist leider nicht zufriedenstellend: Man weiß es nicht. Ich weiß es nicht!
Neurologisch ist alles klar. Neurologisch passiert immer das selbe. Aber hilft uns das? Eben nicht! Die spannende Frage ist und bleibt: Wie? Wie zur Hölle kann es Bewusstsein geben?
Diese Einführung führt uns zu dem wohl grundlegensten Problem der Psychologie, wenn nicht sogar der Menschheit: dem Leib-Seele Problem.
Ist das Bewusstsein nicht mehr als Komplexität von Materie? D.h. Kommen immer mehr Elemente zu den Anfangselementen hinzu, ergibt sich dann irgendwann zwangsläufig ein Bewusstsein? Ist unser Geist also nicht mehr als komplexe Hirnmasse? Interessanterweise ist das Kleinhirn, das nicht bewusst zugänglich ist noch komplexer. Wenn Bewusstsein sich also schlicht aus Komplexität von Materie ergibt, so müsste es wieder verschwinden, wenn die Materie noch komplexer ist. Möglicherweise ergibt sich durch noch komplexere Materie ein Kontrollmechanismus, mit dem das Bewusstsein unterdrückt werden kann. Dies würde bedeuten, dass Tiere, wenn ihr Großhirn noch weiter wächst, auch ein Bewusstsein entwickeln würde. Interessant an dieser Stelle ist die Frage: Sind wir das einzige Wesen mit einem Bewusstsein? Dagegen spricht der Rouge-Test. Wenn ein Menschenaffe oder eine Taube sich im Spiegel erkennt, sollte sie dann nicht auch in der Lage sein andere klare Gedanken zu fassen? Müssen diese Tiere dann nicht auch ein Bewusstsein haben?
Interessant wäre es herauszufinden, was die Gehirne von Tauben und Menschen gemein haben, im Vergleich etwa zu Hunden.
Doch selbst wenn das Bewusstsein aus Komplexität von Materie entsteht, steht noch immer die Frage im Raum, wie kann sich dieses Bewusstsein auf meinen Körper auswirken? Wie kann ich einen klaren Gedanken fassen? Es läuft nach wie vor immer das selbe im Hirn ab. Natürlich kann man von Hirnaktivität in diesem und diesem Bereich sprechen, aber wie kommt das alles zusammen? Wie kann mein Wille, ein Gedanke dazu führen, dass meine Hand eine Flasche anhebt? Diese Fragen bleiben ungeklärt.
Nun ist die Frage: Was will dieser Post eigentlich?
Ganz einfach: Es ist wichtig sich darüber Gedanken zu machen. Gerade als Psychologe. Das Leib-Seele-Problem ist auch eine Frage danach: Gibt es einen Geist? Ein psychologischer Psychotherapeut darf keine Medikamente verschreiben. Wenn es keinen Geist gibt, macht dann psychische Therapie überhaupt Sinn?
Was man sich vor Augen halten muss: Wir kommen nicht daran vorbei zwischen Körper und Geist zu unterscheiden. Den Geist als nicht existent anzusehen ist nicht realitätsgemäß und wäre ignorant. Dass es so etwas wie einen Geist gibt, ist etwas, was jeder Einzelne ohne Aufwand feststellen kann. WIE dieser Geist entsteht ist allerdings eine andere Frage. Klar ist: Bisher kann man den Geist noch nicht aus der Materie ableiten. Ob das jemals gelingen wird, kann man auch nicht sagen.
Quintessenz:
Als Psychologe kommt man nicht um das Leib-Seele-Problem herum. Es ist absolut grundlegend für jeden Psychologen und ist auch mit der Frage verbunden: Was für ein Psychologe möchte ich sein bzw. passt das Psychologiestudium überhaupt zu dem von was ich überzeugt bin?
Aber wie?
Wie kann ich Worte denken? Wie kann ein weitergeleitetes Aktionpotential, ein wenig elektrische Stimulation mein Bewusstsein erschaffen? Die Antwort auf diese Frage ist leider nicht zufriedenstellend: Man weiß es nicht. Ich weiß es nicht!
Neurologisch ist alles klar. Neurologisch passiert immer das selbe. Aber hilft uns das? Eben nicht! Die spannende Frage ist und bleibt: Wie? Wie zur Hölle kann es Bewusstsein geben?
Diese Einführung führt uns zu dem wohl grundlegensten Problem der Psychologie, wenn nicht sogar der Menschheit: dem Leib-Seele Problem.
Ist das Bewusstsein nicht mehr als Komplexität von Materie? D.h. Kommen immer mehr Elemente zu den Anfangselementen hinzu, ergibt sich dann irgendwann zwangsläufig ein Bewusstsein? Ist unser Geist also nicht mehr als komplexe Hirnmasse? Interessanterweise ist das Kleinhirn, das nicht bewusst zugänglich ist noch komplexer. Wenn Bewusstsein sich also schlicht aus Komplexität von Materie ergibt, so müsste es wieder verschwinden, wenn die Materie noch komplexer ist. Möglicherweise ergibt sich durch noch komplexere Materie ein Kontrollmechanismus, mit dem das Bewusstsein unterdrückt werden kann. Dies würde bedeuten, dass Tiere, wenn ihr Großhirn noch weiter wächst, auch ein Bewusstsein entwickeln würde. Interessant an dieser Stelle ist die Frage: Sind wir das einzige Wesen mit einem Bewusstsein? Dagegen spricht der Rouge-Test. Wenn ein Menschenaffe oder eine Taube sich im Spiegel erkennt, sollte sie dann nicht auch in der Lage sein andere klare Gedanken zu fassen? Müssen diese Tiere dann nicht auch ein Bewusstsein haben?
Interessant wäre es herauszufinden, was die Gehirne von Tauben und Menschen gemein haben, im Vergleich etwa zu Hunden.
Doch selbst wenn das Bewusstsein aus Komplexität von Materie entsteht, steht noch immer die Frage im Raum, wie kann sich dieses Bewusstsein auf meinen Körper auswirken? Wie kann ich einen klaren Gedanken fassen? Es läuft nach wie vor immer das selbe im Hirn ab. Natürlich kann man von Hirnaktivität in diesem und diesem Bereich sprechen, aber wie kommt das alles zusammen? Wie kann mein Wille, ein Gedanke dazu führen, dass meine Hand eine Flasche anhebt? Diese Fragen bleiben ungeklärt.
Nun ist die Frage: Was will dieser Post eigentlich?
Ganz einfach: Es ist wichtig sich darüber Gedanken zu machen. Gerade als Psychologe. Das Leib-Seele-Problem ist auch eine Frage danach: Gibt es einen Geist? Ein psychologischer Psychotherapeut darf keine Medikamente verschreiben. Wenn es keinen Geist gibt, macht dann psychische Therapie überhaupt Sinn?
Was man sich vor Augen halten muss: Wir kommen nicht daran vorbei zwischen Körper und Geist zu unterscheiden. Den Geist als nicht existent anzusehen ist nicht realitätsgemäß und wäre ignorant. Dass es so etwas wie einen Geist gibt, ist etwas, was jeder Einzelne ohne Aufwand feststellen kann. WIE dieser Geist entsteht ist allerdings eine andere Frage. Klar ist: Bisher kann man den Geist noch nicht aus der Materie ableiten. Ob das jemals gelingen wird, kann man auch nicht sagen.
Quintessenz:
Als Psychologe kommt man nicht um das Leib-Seele-Problem herum. Es ist absolut grundlegend für jeden Psychologen und ist auch mit der Frage verbunden: Was für ein Psychologe möchte ich sein bzw. passt das Psychologiestudium überhaupt zu dem von was ich überzeugt bin?
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Donnerstag, 21. Februar 2013
Pferdelasagne - Ist Vegetarismus angebracht?
Nachdem ich einige Zeit zwecks Prüfungen pausieren musste, erscheint nun ein neuer Post zu einem aktuellen Thema: dem Pferdefleischskandal.
Ein Kommilitone stellte vor kurzer Zeit folgende Frage: "Warum soll Pferdefleisch widerlicher sein als anderes Fleisch?" Viele fühlten sich berufen auf diese Frage eine Antwort zu geben, größtenteils herrschte Einigkeit darüber, dass Pferdefleisch keineswegs widerlicher als jedwedes anderes Fleisch ist. Jedoch führte diese Frage zu einer viel interessanteren Frage: "Ist Vegetarismus angebracht?" Meine persönliche Lehre aus dieser Diskussion ist: Vegetarismus ist auf keinen Fall eine wissenschaftliche Frage, er ist und bleibt eine ethische, philosophische Haltung.
Wenn Vegetarismus aber eine philosophische und nicht wissenschaftliche Frage ist, was kann die Psychologie zu dieser Diskussion beitragen? Die Antwort hierauf ist: Sie kann Denkanstöße liefern.
Häufig wird Schmerz als Grund für Vegetarismus herangezogen. Das Schmerzargument kann allerdings mit Leichtigkeit umgangen werden, da Schmerz u.a. ausgeschaltet werden kann. Weiterhin kann auf eine eventuelle Schmerzfähigkeit von Pflanzen verwiesen werden, die zwar bisher wissenschaftlich gesehen nicht bewiesen ist, jedoch dennoch nicht ausgeschlossen werden kann. Letztendlich lässt sich festhalten: Schmerz ist scheinbar kein geeignetes Argument.
Für die Diskussion um den Vegetarismus hält die Psychologie den sogenannten Rouge-Test bereit:
Beim "Rouge-Test" wird einem Menschen/Tier ein Fleck ins Gesicht(etc.) gemalt. Anschließend wird es vor einen Spiegel gesetzt. Wenn der Mensch/das Tier erkennt, dass es einen Fleck im Gesicht hat, ihn also zu entfernen versucht, so geht man davon aus, dass es eine eigenes Selbstwahrnehmung bzw. eine eigene Ich-Wahrnehmung besitzt.
Bei diesem Argument geht es also darum, ob ein Tier eine eigene Ich-Wahrnehmung besitzt, also darum, ob es sich selbst bewusst ist, dass es existiert. Tiere, die diesen Test bestehen sind u.a. einige Menschenaffen, Delfine, Elefanten, Elstern und Tauben.
Klar ist, dass auch der Rouge-Test in diesem Kontext stark kritisiert werden können. Schweine erkennen beispielsweise im Spiegel nach einer Weile, dass ein Futternapf hinter ihnen steht. Ähnlich wie Hunde sind sie in der Lage sich selbst in Beziehung zu anderen Dingen zu setzen und zukünftige Handlungsmuster zu entwerfen ("assessment awareness").
Quintessenz:
Die Frage, ob Vegetarismus angebracht ist kann wissenschaftlich schwer beantwortet werden. Der Rouge-Test zeigt, ob Tiere eine eigene Ich-Wahrnehmung haben und kann somit zur Diskussion beitragen.
Ein Kommilitone stellte vor kurzer Zeit folgende Frage: "Warum soll Pferdefleisch widerlicher sein als anderes Fleisch?" Viele fühlten sich berufen auf diese Frage eine Antwort zu geben, größtenteils herrschte Einigkeit darüber, dass Pferdefleisch keineswegs widerlicher als jedwedes anderes Fleisch ist. Jedoch führte diese Frage zu einer viel interessanteren Frage: "Ist Vegetarismus angebracht?" Meine persönliche Lehre aus dieser Diskussion ist: Vegetarismus ist auf keinen Fall eine wissenschaftliche Frage, er ist und bleibt eine ethische, philosophische Haltung.
Wenn Vegetarismus aber eine philosophische und nicht wissenschaftliche Frage ist, was kann die Psychologie zu dieser Diskussion beitragen? Die Antwort hierauf ist: Sie kann Denkanstöße liefern.
Häufig wird Schmerz als Grund für Vegetarismus herangezogen. Das Schmerzargument kann allerdings mit Leichtigkeit umgangen werden, da Schmerz u.a. ausgeschaltet werden kann. Weiterhin kann auf eine eventuelle Schmerzfähigkeit von Pflanzen verwiesen werden, die zwar bisher wissenschaftlich gesehen nicht bewiesen ist, jedoch dennoch nicht ausgeschlossen werden kann. Letztendlich lässt sich festhalten: Schmerz ist scheinbar kein geeignetes Argument.
Für die Diskussion um den Vegetarismus hält die Psychologie den sogenannten Rouge-Test bereit:
Beim "Rouge-Test" wird einem Menschen/Tier ein Fleck ins Gesicht(etc.) gemalt. Anschließend wird es vor einen Spiegel gesetzt. Wenn der Mensch/das Tier erkennt, dass es einen Fleck im Gesicht hat, ihn also zu entfernen versucht, so geht man davon aus, dass es eine eigenes Selbstwahrnehmung bzw. eine eigene Ich-Wahrnehmung besitzt.
Bei diesem Argument geht es also darum, ob ein Tier eine eigene Ich-Wahrnehmung besitzt, also darum, ob es sich selbst bewusst ist, dass es existiert. Tiere, die diesen Test bestehen sind u.a. einige Menschenaffen, Delfine, Elefanten, Elstern und Tauben.
Klar ist, dass auch der Rouge-Test in diesem Kontext stark kritisiert werden können. Schweine erkennen beispielsweise im Spiegel nach einer Weile, dass ein Futternapf hinter ihnen steht. Ähnlich wie Hunde sind sie in der Lage sich selbst in Beziehung zu anderen Dingen zu setzen und zukünftige Handlungsmuster zu entwerfen ("assessment awareness").
Quintessenz:
Die Frage, ob Vegetarismus angebracht ist kann wissenschaftlich schwer beantwortet werden. Der Rouge-Test zeigt, ob Tiere eine eigene Ich-Wahrnehmung haben und kann somit zur Diskussion beitragen.
Donnerstag, 3. Januar 2013
Spuren im Schnee
Schnee fällt, der Boden wird weiß. Es ist ein Phänomen, das jedes Jahr zu beobachten ist. Irgendwann kommt ein Mensch und sucht sich seinen Weg durch das intakte Weiß. Er hinterlässt Spuren, die für jedermann erkennbar sind. Irgendwann später kommt ein weiterer Mensch, er sieht die Spuren und wählt höchstwahrscheinlich den selben Weg, wie sein Vorgänger. So geht es weiter: Die Spuren werden tiefer, Mensch um Mensch ergibt sich ein eindeutiger Weg, der nur von wenigen Ausnahmen nicht gewählt wird.
Nun: Was hat diese banale winterliche Beobachtung aber mit der Psychologie zu tun? Die Antwort lautet: Synapsenwachstum.
Ähnlich dem Phänomen des sich selbst ergebenen, nutzungsabhängigen Weges im Schnee funktioniert auch das Gehirn. Es ist ein Netz aus vielen Verbindungen, neuronalen Verbindungen. Entlang dieser Verbindungen werden elektrische Signale weitergeleitet, sogenannte Aktionspotentiale. An den Enden dieser Verbindungen befinden sich die Synapsen, sie leiten das Aktionspotential von dem einen Neuron zum nächsten. Sie, die Synapsen wachsen nutzungsabhängig.
Was wichtig ist: Größere Synapsen leiten Aktionspotentiale besser weiter, d.h. mit der Zeit legt sich ähnlich dem Weg im Schnee auch im Hirn ein "typischer Weg" der elektrischen Signale an. Erfahrungen, Gedanken, Wahrnehmungen, kurz: Kognitionen gestalten damit die Feinheiten unserers Gehirns.
Die Frage ist nun, wie man sich das zunutze machen kann:
Die Kognitive Verhaltenstherapie nach Aaron T. Beck geht davon aus, dass jeder Mensch sogenannte kognitive Grundannahmen hat, welche das grundlegende Denkmuster bestimmen. Diese Grundannahmen äußern sich in automatischen Gedanken, die, wie der Name schon sagt, automatisch gedacht werden, wenn man sich in einer bestimmten Situation befindet. Sie beeinflussen nun, wie wir die Situation bewerten, uns verhalten, in welche Stimmungslage wir verfallen, etc.
Ein Beispiel hierfür:
Ein Junge sieht 2 Mädchen in der Nähe, die lachen. Ihm schießen Gedanken wie "Die lachen über mich." in den Kopf. Der Junge erkennt gar nicht, dass die Mädchen eventuell nur über ein lustiges Thema lachen, oder allgemein, dass ihr lachen nichts mit ihm zu tun hat. Seine Gedanken haben ihm die Situation negativ erscheinen lassen und er befindet sich nun in einer schlechter Stimmung.
Weiter nimmt man nun an, dass man die kognitiven Grundannahmen verändern kann. Der Weg dorthin führt über das Aufdecken der automatischen Gedanken, ihrer Hinterfragung und letztendlich der Einübung neuer, eigener Gedanken.
Die Kognitive Verhaltenstherapie lässt sich gut mit den nutzungsabhänigen neuronalen Wegen im Hirn verbinden. Die kognitiven Grundannahmen wären dann quasi die großen Synapsen, über welche die elektrischen Signale bevorzugt laufen. Durch das Einüben eigener, neuer Gedanken schafft man neue neuronale Wege im Gehirn bzw. vergrößert die Synapsen alternativer Wege. Mit der Zeit wird dann der alternative Weg öfter von den elektrischen Signalen "gewählt", bis zu dem Punkt, an dem der alternative Weg zum neuen "normalen" Weg wird. Ähnlich den anderen Wegen im Schnee, die immer öfter gewählt werden, wenn auch sie tiefer sind.
Quintessenz:
Durch aktives Andersdenken verändert man mit der Zeit auch sein Gehirn. Irgendwann wird man dann wie automatisch anders Denken. Man kann also selbst dafür sorgen, dass man in einer anderen Weise, sei es nun positiver, komplexer, oder selbstbewusster, denkt.
"Kein Ding ist gut oder schlecht, erst das Denken macht es dazu."
William Shakespeare
Nun: Was hat diese banale winterliche Beobachtung aber mit der Psychologie zu tun? Die Antwort lautet: Synapsenwachstum.
Ähnlich dem Phänomen des sich selbst ergebenen, nutzungsabhängigen Weges im Schnee funktioniert auch das Gehirn. Es ist ein Netz aus vielen Verbindungen, neuronalen Verbindungen. Entlang dieser Verbindungen werden elektrische Signale weitergeleitet, sogenannte Aktionspotentiale. An den Enden dieser Verbindungen befinden sich die Synapsen, sie leiten das Aktionspotential von dem einen Neuron zum nächsten. Sie, die Synapsen wachsen nutzungsabhängig.
Was wichtig ist: Größere Synapsen leiten Aktionspotentiale besser weiter, d.h. mit der Zeit legt sich ähnlich dem Weg im Schnee auch im Hirn ein "typischer Weg" der elektrischen Signale an. Erfahrungen, Gedanken, Wahrnehmungen, kurz: Kognitionen gestalten damit die Feinheiten unserers Gehirns.
Die Frage ist nun, wie man sich das zunutze machen kann:
Die Kognitive Verhaltenstherapie nach Aaron T. Beck geht davon aus, dass jeder Mensch sogenannte kognitive Grundannahmen hat, welche das grundlegende Denkmuster bestimmen. Diese Grundannahmen äußern sich in automatischen Gedanken, die, wie der Name schon sagt, automatisch gedacht werden, wenn man sich in einer bestimmten Situation befindet. Sie beeinflussen nun, wie wir die Situation bewerten, uns verhalten, in welche Stimmungslage wir verfallen, etc.
Ein Beispiel hierfür:
Ein Junge sieht 2 Mädchen in der Nähe, die lachen. Ihm schießen Gedanken wie "Die lachen über mich." in den Kopf. Der Junge erkennt gar nicht, dass die Mädchen eventuell nur über ein lustiges Thema lachen, oder allgemein, dass ihr lachen nichts mit ihm zu tun hat. Seine Gedanken haben ihm die Situation negativ erscheinen lassen und er befindet sich nun in einer schlechter Stimmung.
Weiter nimmt man nun an, dass man die kognitiven Grundannahmen verändern kann. Der Weg dorthin führt über das Aufdecken der automatischen Gedanken, ihrer Hinterfragung und letztendlich der Einübung neuer, eigener Gedanken.
Die Kognitive Verhaltenstherapie lässt sich gut mit den nutzungsabhänigen neuronalen Wegen im Hirn verbinden. Die kognitiven Grundannahmen wären dann quasi die großen Synapsen, über welche die elektrischen Signale bevorzugt laufen. Durch das Einüben eigener, neuer Gedanken schafft man neue neuronale Wege im Gehirn bzw. vergrößert die Synapsen alternativer Wege. Mit der Zeit wird dann der alternative Weg öfter von den elektrischen Signalen "gewählt", bis zu dem Punkt, an dem der alternative Weg zum neuen "normalen" Weg wird. Ähnlich den anderen Wegen im Schnee, die immer öfter gewählt werden, wenn auch sie tiefer sind.
Quintessenz:
Durch aktives Andersdenken verändert man mit der Zeit auch sein Gehirn. Irgendwann wird man dann wie automatisch anders Denken. Man kann also selbst dafür sorgen, dass man in einer anderen Weise, sei es nun positiver, komplexer, oder selbstbewusster, denkt.
"Kein Ding ist gut oder schlecht, erst das Denken macht es dazu."
William Shakespeare
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